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Deutsche_Grammatik_Elke_Hentschel.pdf

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flektieren<br />

drückt werden können, sind Genus, Kasus und Numerus. Zwar beinhalten<br />

Pronomina wie ich oder mein auch den Ausdruck der Person; er wird hier<br />

aber nicht durch Flexion ausgedrückt, sondern gehört schon zum Lexikoneintrag<br />

des jeweiligen Pronomens. Die Kategorie der Definitheit, die ebenfalls<br />

in den Bereich der grammatischen Kategorien gehört, wird im <strong>Deutsche</strong>n<br />

durch den Artikel ausgedrückt.<br />

Von der Flexion zu unterscheiden ist die sog. Agglutination, die ebenfalls<br />

durch Affixe erfolgt. Diese sind aber im Unterschied zu Flexionsaffixen<br />

in ihrer Funktion genau festgelegt: jede Endung drückt genau eine grammatische<br />

Kategorie und nur diese aus. So bedeutet z. B. die Endung -ler im Türkischen<br />

immer ‚Plural‘: el ‚Hand‘, eller ‚Hände‘; verir ‚er/sie gibt‘, verirler ‚sie<br />

geben‘ usw. Wenn mehrere grammatische Kategorien ausgedrückt werden<br />

sollen, also z. B. Kasus und Numerus, so werden sie einfach aneinandergereiht,<br />

z. B.: ellere (el-ler-e Hand-Plural-Dativ) ‚den Händen‘, ellerde (eller-de<br />

Hand-Plural-Lokativ) ‚in den Händen‘ usw. Zu den agglutinierenden<br />

Sprachen gehören außer dem im Beispiel verwendeten Türkischen auch<br />

das Japanische, das Finnische, das Mongolische und viele mehr. Die Unterscheidung<br />

zwischen flektierenden und agglutinierenden Sprachen lässt sich<br />

allerdings nicht immer strikt durchführen, und viele Sprachen weisen Merkmale<br />

beider Veränderungstypen auf. So könnte man beispielsweise im <strong>Deutsche</strong>n<br />

die Präteritumsbildung auf -te als agglutinierende Tempusendung ansehen,<br />

auf die eine Personalendung wie -st folgen kann (du lachtest, du sagtest<br />

usw.).<br />

Sowohl Flexion als auch Agglutination müssen ferner von der Wortbildung,<br />

insbesondere von der Derivation unterschieden werden. Auch bei der<br />

Derivation, also der Ableitung neuer Wörter aus anderen, schon vorhandenen,<br />

kommen Affixe zum Einsatz. Sie dienen aber anders als die Flexion<br />

nicht dem Ausdruck grammatischer Kategorien, sondern formen ein neues<br />

Wort, das dann je nach Wortart seinerseits wieder Flexionsendungen annehmen<br />

kann. Auch hier sind die Grenzen nicht immer eindeutig. Strittig ist<br />

beispielsweise, ob man die Komparation der Adjektive wie in schön, schöner,<br />

schönst- oder die Diminutivbildung bei Substantiven wie in Tasse – Tässchen<br />

zur Flexion oder zur Derivation rechnen soll. Die Komparation wird zwar<br />

mehrheitlich (so z. B. Eisenberg 2006: 183f.; anders jedoch Duden 2009:<br />

133) zur Flexion gerechnet; man könnte jedoch auch gute Gründe dafür sehen,<br />

dies nicht zu tun, denn ähnlich wie bei Modifikationen des Typs grün –<br />

grünlich oder sauer – säuerlich entsteht bei der Komparation auch nur eine<br />

semantisch leicht veränderte Form, die derselben Wortklasse angehört und<br />

dieselben Flexionsendungen annehmen kann wie das Ausgangswort. Umgekehrt<br />

wird die Diminutivbildung normalerweise der Wortbildung zugerech-<br />

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