05.12.2012 Aufrufe

Deutsche_Grammatik_Elke_Hentschel.pdf

Deutsche_Grammatik_Elke_Hentschel.pdf

Deutsche_Grammatik_Elke_Hentschel.pdf

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Plural<br />

raltyp noch produktiv und kann dann auch auf Fremdwörter angewendet<br />

werden (z. B. der Computer – die Computer).<br />

ohne Umlaut:<br />

Maskulina: der Strudel – die Strudel, der Sommer – die Sommer<br />

Neutra: das Fenster – die Fenster, das Kabel – die Kabel<br />

mit Umlaut:<br />

Maskulina: der Graben – die Gräben, der Bruder – die Brüder<br />

Feminina: die Mutter – die Mütter, die Tochter – die Töchter<br />

Neutra: das Kloster – die Klöster<br />

Neben Substantiven, die sowohl im Singular als auch im Plural auftreten<br />

können, gibt es auch solche, bei denen nur eines von beidem möglich ist.<br />

Wenn ein Wort nur im Plural vorkommt, spricht man von einem Pluraletantum<br />

(Plural: Pluraliatantum, lat. ‚nur Plural‘). Beispiele hierfür wären:<br />

Eltern, Geschwister, Leute, Wirren, Pocken usw. Will man in einem solchen<br />

Fall trotzdem einen Singular ausdrücken, so muss man entweder auf Wortbildungsmittel<br />

(wie Elternteil zu Eltern, Geschwisterkind zu Geschwister) oder<br />

aber auf einen anderen Wortstamm zurückgreifen. Bei den genannten Beispielen<br />

kann dann je nach der intendierten Bedeutung auf Vater/Mutter (zu<br />

Eltern), Mann/Frau (zu Leute), Unruhe (zu Wirren) oder Krankheit (zu Pocken)<br />

zurückgegriffen werden; wie sich zeigt, entstehen damit aber teilweise<br />

zugleich starke Bedeutungsveränderungen. Häufiger als Pluraliatantum sind<br />

sog. Singulariatantum (Singular: Singularetantum, lat. ‚nur Singular‘),<br />

also Substantive, die keinen Plural bilden können. Hierzu gehören Kollektiva<br />

wie Obst, Gesträuch oder Vieh, Stoffbezeichnungen wie Gold, Seide oder<br />

Schwefel sowie Abstrakta wie Wut, Furcht oder Verantwortung. Dabei kann<br />

es jedoch auch bei solchen Substantiven vorkommen, dass ein Plural gebildet<br />

wird, wenn mehrere konkrete Objekte gemeint sind: die Lieben meines<br />

Lebens sind dann konkrete Personen oder Ereignisse, die Seiden konkrete<br />

Stoffe. Diese Umdeutung wird als Rekategorisierung bezeichnet, da das<br />

Wort dabei aus der Kategorie der Abstrakta oder der Stoffbezeichnungen in<br />

die Kategorie der Konkreta oder Appellativa verlagert wird.<br />

Im Bereich der Personalpronomina kann der Plural über seine eigentliche<br />

Funktion hinaus, die Bedeutung ‚mehr als eins‘ bzw. ‚viele‘ auszudrücken,<br />

auch noch weitere Aufgaben pragmatischer Art übernehmen. So ist die Anrede<br />

einer einzelnen Person mit einem Plural-Pronomen (historisch Ihr, modern<br />

Sie) ein Ausdruck der Höflichkeit; durch die Verwendung des Plurals<br />

wird hier ausgedrückt, dass die angesprochene Person ‚mehr‘ und damit gewichtiger,<br />

wichtiger ist als das sprechende Ich, das im Singular steht. Wird<br />

248

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!