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Deutsche_Grammatik_Elke_Hentschel.pdf

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Präposition<br />

als auch temporale Funktionen übernehmen kann, so z. B.: in der Stadt – in<br />

einer Woche, um den Tisch – um drei Uhr, nach Berlin – nach einer Stunde usw.<br />

In anderen Fällen kann die semantische Spezialisierung ausgeprägter sein:<br />

wegen (kausal), zwecks (final) oder trotz (konzessiv) sind eindeutig. Zugleich<br />

lassen solche semantisch eindeutigeren Präpositionen oft auch noch deutlicher<br />

als die anderen ihre ursprüngliche Herkunft erkennen. So haben sich<br />

wegen, zwecks und trotz heute noch gut erkennbar aus den Substantiven Weg,<br />

Zweck und Trotz entwickelt. Im Einzelnen kann man folgende semantischen<br />

Funktionen unterscheiden:<br />

Lokale (von lat. locus ‚Ort‘) Präpositionen sind z. B. an, auf, hinter, in,<br />

neben, über, unter, vor usw. Präpositionen dieses Typs machen die größte<br />

Gruppe innerhalb der Wortart aus, und auch in der Forschung spielen sie<br />

eine zentrale Rolle (vgl. Grießhaber 2007: 644–651). Sie bilden zugleich die<br />

Grundlage für einige andere semantische Klassen. Infolge der sog. Raum-<br />

Zeit-Metapher bilden sie die Grundlage der temporalen (von lat. tempus<br />

‚Zeit‘) Präpositionen wie in (in einer Stunde), um (um 7 Uhr) oder nach (nach<br />

dem Essen). Auch das konditional (von lat. conditio ‚Bedingung‘) verwendbare<br />

bei (z. B. Bei schlechtem Wetter fällt der Ausflug aus) ist eine ursprünglich<br />

lokale Präposition.<br />

Als finale (von lat. finis ‚Ziel‘, ‚Zweck‘) Präpositionen stehen zwecks und<br />

die Zirkumposition um – willen (meist in der festen Wendung: um des lieben<br />

Friedens willen) zur Verfügung; kausal (von lat. causa ‚Grund‘) sind die Ambiposition<br />

wegen (wegen der Umstände/der Umstände wegen), die Präposition<br />

dank (dank der besonderen Umstände) oder die Postposition halber (der Umstände<br />

halber). Konzessiv (von lat. concedere ‚einräumen‘) ist trotz (trotz des<br />

Geschreis); modal (von lat. modus ‚Art‘, ‚Weise‘) oder instrumental (von lat.<br />

instrumentum ‚Werkzeug‘) ist mit (mit Vergnügen – modal; mit dem Messer<br />

schneiden – instrumental). Gelegentlich finden sich auch noch weitergehende<br />

semantische Unterteilungen.<br />

Präpositionen können schließlich auch nach ihrer Rektion unterschieden<br />

werden, also danach, ob sie einen Genitiv, Dativ oder Akkusativ nach sich<br />

ziehen. Dativ- und Akkusativrektion sind dabei am häufigsten, während sich<br />

Genitivrektion seltener findet. Obgleich die Genitivrektion insgesamt mehrheitlich<br />

zugunsten des Dativs abgebaut wird (vgl. wegen des Unwetters/wegen<br />

dem Unwetter), kann in einigen Fällen umgekehrt auch ein Übergang von<br />

ursprünglicher Dativ- zur Genitivrektion beobachtet werden. Dies ist etwa<br />

bei dank, trotz, samt oder binnen der Fall (vgl. Di Meola 2000: 107f.). Dabei<br />

handelt es sich um Präpositionen, deren sprachgeschichtliche Herkunft<br />

noch völlig durchsichtig ist, so dass der Genitivgebrauch hier dazu dient,<br />

den Übergang von einer Wortart in die andere besonders deutlich zu mar-<br />

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