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Deutsche_Grammatik_Elke_Hentschel.pdf

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Progressiv<br />

desdeutschen oder österreichischen Standardsprache, sondern auch Konstruktionen<br />

mit Objekten, also in der Art von Das bin ich mir noch am<br />

Überlegen.<br />

Im Rheinland und in Westfalen ist der Progressiv besonders in der Umgangssprache<br />

und in regional oder dialektal geprägten Varietäten möglicherweise<br />

noch häufiger. In der Forschung werden viele Beispiele zitiert, die aus<br />

syntaktischen oder semantischen Gründen in anderen Varietäten blockiert<br />

sind, etwa Fälle mit Objekten oder den Gebrauch der Form bei Verben, die<br />

in der Standardsprache nicht progressivierbar sind, beispielsweise am runterhängen<br />

sein (vgl. Bhatt/Schmidt 1993: 74). Es kommen auch einige morphologische<br />

Besonderheiten vor, etwa die sog. am-Verdoppelung vom Typ<br />

am müde am werden sein (vgl. Bhatt/Schmidt 1993: 78) oder am Schreiben<br />

dran sein (Glück/Sauer 1997: 60). In anderen Varietäten ist der Gebrauch<br />

der Form mit Objekten zumindest weniger üblich. Nach Glück (2001: 88)<br />

sind Reflexivpronomina und Akkusativobjekte jedoch prinzipiell möglich.<br />

Hier sind sicherlich Verbreitungstendenzen bemerkbar. So kommen in der<br />

Standardsprache beispielsweise vom substantivierten Infinitiv abhängige<br />

Nebensätze vor, wie dies auch im Beispielsatz Ich bin immer noch am Überlegen,<br />

was ich machen soll der Fall ist. In der österreichischen Varietät der<br />

Standardsprache scheint der Progressiv geringfügig seltener als in Deutschland<br />

vorzukommen, ansonsten aber weitgehend denselben semantischen<br />

und syntaktischen Restriktionen zu unterliegen.<br />

Untersuchungen zu den Tempus-, Modus- und Diatheseformen fehlen<br />

zurzeit, aber klar ist, dass der Progressiv vor allem in nicht-zusammengesetzten<br />

Tempus- und Modusformen vorkommt, also im Präsens, Präteritum und<br />

im Konjunktiv. Passivformen sind hingegen ausgeschlossen.<br />

Bhatt, Christa/Schmidt, Claudia Maria (1993): „Die am + Infinitiv-Konstruktion im Kölnischen<br />

und im umgangssprachlichen Standarddeutschen als Aspekt-Phrasen“. In: Abraham,<br />

Werner/Bayer, Josef (Hrsg.): Dialektsyntax. Opladen, Westdeutscher Verlag: 71–98. (= Linguistische<br />

Berichte. Sonderheft 5).<br />

Brons-Albert, Ruth (1984): „Die sogenannte ‚Rheinische Verlaufsform‘: Stör mich nicht, ich<br />

bin am arbeiten!“. In: Geschichts- und Heimatverein rechtsrheinisches Köln (Hrsg.):<br />

Rechtsrheinisches Köln. Jahrbuch für Geschichte und Landeskunde 9–10. Köln, Selbstverlag:<br />

199–204.<br />

Duden (2009): Die <strong>Grammatik</strong>. 8., überarb. Aufl., hrsg. von der Dudenredaktion. Mannheim/<br />

Wien/Zürich: Dudenverlag. (= Duden 4).<br />

Eisenberg, Peter (2006): Grundriss der deutschen <strong>Grammatik</strong>. Bd. 1: Das Wort. 3., durchges.<br />

Aufl. Stuttgart/Weimar: Metzler.<br />

Glück, Helmut (2001): „Die Verlaufsform in den germanischen Sprachen, besonders im <strong>Deutsche</strong>n“.<br />

In: Thielemann, Werner/Welke, Klaus (Hrsg.): Valenztheorie. Einsichten und Ausblicke.<br />

Münster, Nodus: 81–96.<br />

Glück, Helmut/Sauer, Wolfgang Werner (1997): Gegenwartsdeutsch. 2., überarb. und erw. Aufl.<br />

Stuttgart: Metzler. (= Sammlung Metzler 252).<br />

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