05.12.2012 Aufrufe

Deutsche_Grammatik_Elke_Hentschel.pdf

Deutsche_Grammatik_Elke_Hentschel.pdf

Deutsche_Grammatik_Elke_Hentschel.pdf

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Passiv<br />

teilungen oder Genera Verbi (von lat. genus verbi ‚Art des Verbs‘), nämlich<br />

genus activum und genus passivum (vgl. Vogel 2009; im Detail Andersen<br />

1994: 178). Dabei handelt es sich jeweils um dieselben Verben, die aber<br />

beim Vorliegen einer bestimmten Markierung „Leidens“bedeutung haben,<br />

während ohne diese Markierung eine „Handlung“ (lat. actus ‚Handlung‘)<br />

ausgedrückt wird. Da die Verben so vom Aktiv ins Passiv übertreten, sind sie<br />

im wörtlichen Sinne „transitiv“ (lat. transire ‚übertreten‘).<br />

Verben, die sowohl ein direktes als auch ein indirektes Objekt aufweisen,<br />

wie zum Beispiel geben, werden in der Typologie oft als ditransitiv bezeichnet.<br />

Sie sind in Bezug auf beide Objekte passivierbar, im <strong>Deutsche</strong>n allerdings<br />

auf ganz verschiedene Weise. Je nachdem, welches der beiden Objekte<br />

im Passiv zum Subjekt wird, bezeichnet man diese beiden Formen entsprechend<br />

der semantischen Rollen der beiden als Patiens- oder als Rezipientenpassiv.<br />

Aktiv Patienspassiv Rezipientenpassiv<br />

Morgen sage ich diesem<br />

Blödmann aber die<br />

Meinung!<br />

Morgen wird diesem<br />

Blödmann (von mir)<br />

aber die Meinung gesagt!<br />

Morgen bekommt dieser<br />

Blödmann (von mir)<br />

aber die Meinung gesagt!<br />

Voraussetzung für die Möglichkeit ein Passiv zu bilden ist in allen Fällen,<br />

dass im Aktivsatz eine Handlung vorliegt, das Subjekt des Aktivsatzes also<br />

ein Agens ist. Ein Verb wie haben in Tanja hat einen Mops weist zwar ein Akkusativobjekt<br />

auf, kann aber kein Passiv bilden, weil es im Aktiv keine<br />

Handlungsbedeutung hat und folglich kein Agens enthält. Eisenberg (2006:<br />

128) spricht hier von einem zu geringen Agensgefälle zwischen Subjekt und<br />

Objekt. Solche Verben mit Akkusativobjekt, aber ohne Passivierungsmöglichkeit,<br />

können auch „pseudotransitiv“ genannt werden (vgl. <strong>Hentschel</strong>/<br />

Weydt 2003: 64).<br />

Ob überhaupt und wenn ja welche semantische Rolle bei der Passivbildung<br />

ins Subjekt verlegt wird, ist von der jeweiligen Einzelsprache abhängig,<br />

auch wenn es bevorzugte Varianten gibt. Übereinzelsprachlich gesehen ist<br />

zum Beispiel ein persönliches oder subjekthaltiges Passiv grundsätzlich häufiger<br />

als ein subjektloses. Dabei ist ein Patiens im Subjekt des persönlichen<br />

Passivs wiederum häufiger anzutreffen als eine andere semantische Rolle.<br />

Durch die Nicht-Agentivität des Subjekts rückt zudem Inaktivität und damit<br />

eine Perspektive in den Vordergrund, die auf das im Verb ausgedrückte<br />

Geschehen ausgerichtet ist.<br />

Verwendung finden solche Konstruktionen vor allem dann, wenn die<br />

durch das Passiv hergestellte Informationsstruktur textuell angemessener ist.<br />

Als textuelle Funktion des unpersönlichen Passivs können nach Vogel (2006:<br />

225

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!