Birgit Hilliger Paradigmenwechsel als Feld strukturellen ... - Budrich
Birgit Hilliger Paradigmenwechsel als Feld strukturellen ... - Budrich
Birgit Hilliger Paradigmenwechsel als Feld strukturellen ... - Budrich
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Neue Angebote zwischen Bildungsträgern und Unternehmen<br />
zur Beratung und Begleitung von selbstorganisierten Lernprozessen anzustoßen.<br />
Die Förderung von Beratungskompetenzen bei einzelnen Mitarbeitern<br />
der Weiterbildungseinrichtungen sollte auch bewirken, dass diese <strong>als</strong> Multiplikatoren<br />
fungieren, neue Lehr- und Lernmethoden in die eigenen Einrichtungen<br />
tragen und verbreiten und dass sie somit etwas zur Veränderung des<br />
traditionellen Lernverständnisses und zur Gestaltung einer neuen Lernkultur<br />
in den Weiterbildungseinrichtungen beitragen. Nach der absolvierten Lerncoach-Ausbildung<br />
hatten die Coachs in einer Art Praktikum die Möglichkeit,<br />
ein Unternehmen im Rahmen des Projekts selbst zu betreuen. (Im Projekt war<br />
ein Teil des Budgets für diese Phase vorgesehen.) Dafür sollten sie selber<br />
weitere Unternehmen akquirieren, in den Unternehmen den Bildungsbedarf<br />
ermitteln und Lösungsvorschläge für geeignete Lernsettings erbringen.<br />
Das heißt <strong>als</strong>o, derjenige geht zu der Firma hin, macht sich dort bekannt und ist dann für<br />
alles, was um den Lernprozess geschieht, zuständig, an den Formen von Terminvereinbarungen,<br />
wann passt es am besten in ihren Arbeitsablauf rein, brieft den Trainer, der dann<br />
<strong>als</strong>o den Fachinput macht, prüft die Unternehmensstruktur und was ist da bisher gelaufen,<br />
oder vielleicht läuft noch eine zweite Weiterbildung, mit der die verzahnt werden soll,<br />
nimmt auch Kontakt mit den Lernenden auf und stellt sich auch denen <strong>als</strong> Ansprechperson<br />
vor. Sollte jetzt zum Beispiel der Lernende in seiner Selbstlernphase Probleme mit dem<br />
Zeitmanagement haben, zum Beispiel sein Pensum nicht bringen, ist er dann Ansprechpartner<br />
und persönlicher Coach auf den Lernprozess bezogen. Einfach wirklich im Gespräch<br />
zu gucken, wie kann derjenige das jetzt auch ganz gut in Griff kriegen. 125<br />
Es wurde zwar versucht, die Mitarbeiter der Weiterbildungseinrichtungen an<br />
die Aufgaben und Methoden eines Lerncoachs heranzuführen, allerdings war<br />
die Fähigkeit und Motivation zur Umsetzung von beratungsgeleiteten Lernprozessen<br />
bei den einzelnen Coachs unterschiedlich ausgeprägt. Es war kaum<br />
die Bereitschaft erkennbar, selbständig auf Unternehmen aktivierend zuzugehen<br />
und in der Alltagswelt Lehr- und Lernsituationen beratend zu begleiten<br />
und zu gestalten. Die Aktivitäten der Lerncoachs verblieben zum großen Teil<br />
auf der Ebene der Vermittlerfunktion von Weiterbildungsexperten und eines<br />
Abfragens der erfolgten Weiterbildungsaktivitäten nach Zufriedenheitsgraden.<br />
Dies wurde zudem oft per Telefon oder Internet abgewickelt. Die Möglichkeit<br />
für die Weiterbildungseinrichtungen, selbständig Unternehmen zu<br />
akquirieren und den Beratungsprozess zu gestalten, wurde von den Lerncoachs<br />
nicht aufgegriffen. Das mag zum einen daran liegen, dass hier der<br />
Mut oder die Motivation zum Ausprobieren der Kenntnisse aus der Lerncoach-Ausbildung<br />
zu gering war oder dass die erforderlichen Kompetenzen<br />
noch nicht ausreichend vorhanden waren; zum anderen daran, dass der Beratungs-<br />
und Reflexionsansatz <strong>als</strong> Teil eines Lernprozesses nicht verstanden<br />
wurde.<br />
125 Aus Interviewprotokoll (1).<br />
95