Birgit Hilliger Paradigmenwechsel als Feld strukturellen ... - Budrich
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Wissen <strong>als</strong> Lerngegenstand<br />
tungs- und somit kreativer Erkenntnisprozess möglich wird. SCHÄFFTER stellt<br />
in diesem Zusammenhang die Notwendigkeit eines Relationsbewusstseins<br />
heraus. Akteure sind in der Lage, wechselseitig Perspektiven zu übernehmen<br />
und Einsichten in die Differenzen von Deutungen zu erlangen. 196 Sie können<br />
andere Perspektiven und Sichtweisen zulassen.<br />
Reflexives Lernen erfordert spezielle Kompetenzen. Dazu zählen die Fähigkeit<br />
zu einem gelassenen Umgang mit Unsicherheiten sowie das Aushalten<br />
von Diskrepanzerfahrungen und Enttäuschungen. Es geht um ein Loslassen<br />
von alten Erwartungen und Sicherheiten sowie ein Einlassen auf ungewohnte<br />
Wege, neue Perspektiven, diskontinuierliche oder unübersehbare<br />
Entwicklungen. 197 Dem entgegen stehen oft Widerstände, die durch Ängste<br />
vor Identitätsverlust oder Unsicherheiten hervorgerufen werden können.<br />
Anstatt sich auf Entwicklungen einzulassen, können Ängste Kontrollzwänge<br />
provozieren, die den <strong>als</strong> notwendig hervorgehobenen Fähigkeiten<br />
in Veränderungsprozessen kontraproduktiv entgegenstehen. Auf der anderen<br />
Seite ist die Fähigkeit zum Wahrnehmen der Zusammenhänge des Wissens<br />
und der Auswirkungen auf unsere Handlungsoptionen meist unterkomplex<br />
ausgebildet, was nicht zuletzt auf die einseitig reproduktiv orientierte Schul-<br />
und Berufsausbildung zurückzuführen ist Reflexive Lernprozesse setzen<br />
somit voraus, dass sie in einer Atmosphäre des Vertrauens, der Achtung und<br />
Anerkennung von Fremdheit und Andersartigkeit ablaufen können.<br />
Zusammenfassend sollen hier noch einmal die Ziele reflexiven Lernens<br />
benannt werden. Durch sie können Wissenslücken sichtbar werden, die neuen<br />
Handlungsoptionen im Wege stehen – sie setzen voraus, dass Personen oder<br />
Organisationen anderes oder neues theoretisches Wissen und Handlungswissen<br />
erwerben; durch sie kann sich aber auch das implizite Wissen selbst verändern,<br />
neue Bedeutungszuschreibungen, Sichtweisen und Handlungsspielräume<br />
entstehen. Auf Anforderungen von außen wird dann nicht ausschließlich<br />
durch Anpassung reagiert und Lernzumutungen können auch zurückgewiesen<br />
werden.<br />
3.2 Kulturelles Wissen <strong>als</strong> Gegenstand in reflexiven<br />
Lernprozessen<br />
Ein Erfassen der Komplexität, die sich aus der Betrachtung der Zusammenhänge<br />
zwischen implizitem und explizitem Wissen ergibt, führt aus einer<br />
subjektiven Perspektive des Lernens bzw. der Engführung dieser Wissens-<br />
196 Vgl. Schäffter 2001, S. 121.<br />
197 Vgl. ebenda, S. 8, S. 176, S. 191.<br />
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