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Birgit Hilliger Paradigmenwechsel als Feld strukturellen ... - Budrich

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Wissen <strong>als</strong> Lerngegenstand<br />

ten Handlungsbedingungen, realisieren sich <strong>als</strong> nicht beabsichtigte Folgen<br />

menschlichen Handelns und bestimmen hinterrücks das Handeln der Akteure.<br />

Das System erzeugt, so SCHMIDT 320 , selbst die Informationen, die es im<br />

Prozess der eigenen Kognition verarbeitet. Diese Verarbeitung erfolgt unbewusst,<br />

indem sich die Akteure in routinisiertem Handeln auf die gegebenen<br />

Strukturen beziehen. Wenn dagegen ein intern stabil geregeltes Handlungsmuster<br />

nicht geplante Folgen induziert und diese Folgen wiederum zu Bedingungen<br />

des Handelns werden, dann gelten die unintendierten Handlungsfolgen<br />

<strong>als</strong> Anzeichen für Strukturverschiebungen. Der strukturelle Wandel wird<br />

dann gleichzeitig mitbefördert, indem sie in systematischen Rückkopplungsprozessen<br />

<strong>als</strong> unerkannte Bedingungen weiteren Handelns wirken.<br />

Strukturen, die weitgehend undurchschaubar bleiben, sind schwer fassbar,<br />

was ihren Wirkungsgrad erheblich erhöhen kann. Werden auf der einen<br />

Seite die latent wirkenden Strukturen <strong>als</strong> Erklärung herangezogen, wie durch<br />

unintendierte Handlungsfolgen Strukturveränderungen erzeugt werden, so<br />

sollen sie auf der anderen Seite auch erklären, warum sie dafür verantwortlich<br />

sind, dass Systeme an Strukturen festhalten, obwohl sie augenscheinlich<br />

ihrer weiteren Entwicklung im Weg stehen und trotz Veränderungsbemühungen<br />

auf unerklärliche Weise an Dingen festhalten, Realitäten ignorieren,<br />

obwohl diese für sie äußerst selbstschädigend sein können. 321<br />

RAPPE-GIESECKE beschreibt diese Phänomene am Beispiel von Unternehmen.<br />

Diese werden zunächst dafür geschaffen, um Leistungen für andere<br />

zu erbringen. Dabei geht das Bewusstsein über diesen Zweck, <strong>als</strong>o ihre Funktion<br />

an sich, häufig im Laufe ihrer Entwicklung verloren. Scheinbar ist die<br />

Organisation nur noch um ihrer selbst willen da und nicht mehr um ihrer<br />

Funktion für die Gemeinschaft willen. Das Programm der Selbstorganisation,<br />

das der Selbsterhaltung dient, scheint dann zu wenig mit anderen Programmen<br />

der Selbst- und Umweltwahrnehmung zu kommunizieren, was das Überleben<br />

auf Dauer gefährdet. 322<br />

Die unintendierten Prozessgesetze werden in ihren unterschiedlichen<br />

Auswirkungen <strong>als</strong> Reproduktionsprozesse, <strong>als</strong> Stagnation, <strong>als</strong> Paradoxien,<br />

Zufall oder Veränderung wahrgenommen. Unter dem Gesichtspunkt der Wissensgenerierung<br />

geht es wiederum um die Gestaltung von Analyseprozessen,<br />

in denen die implizit wirkenden Wissensstrukturen und institutionellen Verschiebungsprozesse<br />

Beachtung finden und in ihrer Rückbezüglichkeit analysiert<br />

werden. 323<br />

320 Schmidt 1994, S. 24.<br />

321 Vgl. Schein 1995; S. 4–13.<br />

322 Vgl. Rappe-Giesecke 2000a, S. 13.<br />

323 Zum Beispiel sind unbewusste Inszenierungen in der Beziehung zwischen den Beratern und<br />

den Unternehmensangehörigen oft Ausdruck einer aktuellen unbewussten<br />

Institutionsdynamik.<br />

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