Birgit Hilliger Paradigmenwechsel als Feld strukturellen ... - Budrich
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Wissen <strong>als</strong> Lerngegenstand<br />
bzw. worauf in reflexiven Lernprozessen Bezug genommen werden sollte<br />
und wo die Grenzen der Erkennbarkeit kollektiven Wissens liegen.<br />
3.2.1 Erwartungsstrukturen <strong>als</strong> Voraussetzung und Ergebnis<br />
basaler Lernprozesse<br />
Bereits im vorhergehenden Abschnitt wurde die Bedeutung von Erwartungsstrukturen<br />
für Lernprozesse hervorgehoben und zwar, dass durch sie bereits<br />
Fragestellungen und Sichtweisen eingebracht werden. SCHÄFFTER beschreibt,<br />
dass sich die Wirklichkeit eines kognitiven Systems <strong>als</strong> die Gesamtheit seiner<br />
<strong>als</strong> gesichert erscheinenden Erwartungsstrukturen darstellen bzw. anhand der<br />
mehr oder weniger blind eingeschliffenen Antizipationsmuster rekonstruieren<br />
lasse. 211 RECKWITZ verweist seinerseits darauf, dass die Akteure eine Wirklichkeit<br />
miteinander teilten, in der die kollektiven Wissensordnungen in einen<br />
Komplex kognitiv-symbolischer Organisation der Wirklichkeit eingebettet<br />
seien. Diese Wirklichkeit sei für die Entstehung normativer Erwartungen und<br />
Wertorientierungen verantwortlich. 212<br />
Dieser Zusammenhang wird wiederum von WALGENBACH folgendermaßen<br />
beschrieben:<br />
Orte wie Geschäftsräume einer Unternehmung sind nicht einfach Plätze, sondern Bezugsrahmen<br />
für Interaktionen (Giddens 1984b:XXV), und die Mitarbeiter einer Unternehmung<br />
wissen nicht nur, dass in der Unternehmung Ziele verfolgt werden, dass arbeitsteilig vorgegangen<br />
wird und die eigene Arbeit an die anderer anschließt, sondern sie wissen zudem<br />
eine Menge darüber, was die institutionalisierte Identität eines Vorgesetzen, eines Kollegen,<br />
eines Mitarbeiters oder auch eines Kunden ausmacht. Dieses Wissen fließt in der<br />
Gesamtheit in die Kontrolle des eigenen Verhaltens ein. 213<br />
GIESECKE/RAPPE-GIESECKE bezeichnen die intentionalisierten Wertorientierungen<br />
<strong>als</strong> Normalformerwartungen. 214 Die Normalformerwartungen sind<br />
„kontrafaktisch stabilisiert“, bleiben auch im Fall von Enttäuschungen gültig<br />
und dienen <strong>als</strong> Folie, hinter der neu ausgehandelt werden kann. Erwartungen<br />
beruhen auf einem Wissen, welches BECKER <strong>als</strong> soziales Wissen bezeichnet.<br />
215 Soziales Wissen ist ein Wissen, das in den Verhältnissen steckt. Es ist<br />
die Struktur, die es ermöglicht, mit Informationen umzugehen, sie zu vergleichen<br />
und zu kombinieren. Die hieraus abgeleiteten übersubjektiven Handlungskriterien<br />
schreiben bestimmtes Verhalten <strong>als</strong> verbindlich vor. Dement-<br />
211 Vgl. ebenda, S. 161.<br />
212 Vgl. Reckwitz 2004.<br />
213 Walgenbach 2001, S. 359.<br />
214 Vgl. Giesecke/Rappe-Giesecke, 1997, S. 71f.<br />
215 Vgl. Baecker 1998, S. 10ff.<br />
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