Birgit Hilliger Paradigmenwechsel als Feld strukturellen ... - Budrich
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Wissen <strong>als</strong> Lerngegenstand<br />
Zum „Wissen“ werden sie aber erst dann, wenn sie nicht mehr blind <strong>als</strong> selbstverständlich<br />
vorausgesetzt und somit normativ fixiert werden, sondern wenn sie sich <strong>als</strong> prinzipiell<br />
veränderbar behandeln lassen. 222<br />
Akteure erschließen und explizieren dann die vorhandenen Wissensstrukturen,<br />
reflektieren ihre eigene Haltung bzgl. ihrer Erwartungsstrukturen, können<br />
Möglichkeiten und Grenzen wahrnehmen und ggf. diese in Frage stellen<br />
und verändern. Im Gegensatz zu den oben benannten „lernunwilligen Erwartungen“<br />
handelt es sich auf der Ebene des diskursiven Bewusstseins um<br />
„lernbereite Erwartungen“ bzw. werden diese hier zur Voraussetzung. 223<br />
Irritationen werden zum Ausgangspunkt für Lernen, „für erstauntes Aufmerken,<br />
zur Rückfrage und zur Überprüfung bislang unterstellter Selbstverständlichkeiten“.<br />
224<br />
SCHÄFFTER betont diesbezüglich den kreativen Unterschied im Erkennen<br />
des Nichtwissens <strong>als</strong> Wahrnehmung bisher nicht reflektierter Wirkungszusammenhänge.<br />
Die Akteure nehmen „Nichtwissen“ <strong>als</strong> Irritation wahr und<br />
übergehen diese nicht bzw. schreiten nicht „aktivistisch“ zur Tagesordnung<br />
über. Sie nehmen die Spannungen <strong>als</strong> Erfahrungsqualität wahr, explizieren<br />
sie <strong>als</strong> Diskrepanzerlebnis und bearbeiten sie kognitiv. „Nichtwissen“ wird<br />
zur „Zielspannungslage einer Suchbewegung“.<br />
3.3 Die handlungsstrukturierende Wirkung des<br />
kulturellen Wissens <strong>als</strong> Erkenntnisgegenstand<br />
In der bisherigen Argumentation wurde bereits mehrfach auf den Zusammenhang<br />
zwischen dem kulturellen Wissen und den erwartbaren Handlungsmöglichkeiten<br />
verwiesen. Kulturelles Wissen wurde zum einen im Zusammenhang<br />
mit den sich herausbildenden Erwartungsstrukturen beschrieben, die in<br />
ihrer Wechselwirkung notwendige Voraussetzungen für die Entstehung normativer<br />
Handlungsstrukturen darstellen. Zum anderen werden Erwartungsstrukturen<br />
im Zusammenspiel des kulturellen Wissens im und durch Handeln<br />
hervorgebracht, reproduziert und auch verändert. Dennoch liefern sie keine<br />
hinreichende Erklärung, warum es zu bestimmten Handlungen kommt. Dass<br />
das so sein muss, ließe sich wiederum auf das Vorhandensein der verschiedenen<br />
Wahrnehmungsebenen zurückführen.<br />
222 Schäffter 2001, S. 161.<br />
223 Vgl. Schäffters Ausführungen zu Luhmann in ebenda, S. 177.<br />
224 Ebenda, S. 191.<br />
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