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Birgit Hilliger Paradigmenwechsel als Feld strukturellen ... - Budrich

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Wissen <strong>als</strong> Lerngegenstand<br />

Menschen und die Geschichte, in der sich ihr jeweiliger Sinnhorizont herausgebildet<br />

hat. Damit einher geht die Entstehung von spezifischen Zielen und<br />

Visionen. Die Mitarbeiter in den Unternehmen werden <strong>als</strong> handelnde Subjekte<br />

betrachtet, deren Deutungen und Dispositionen ihre Ziele und Absichten<br />

bestimmen. Sie betrachten die Welt immer aus der jeweils eigenen Perspektive.<br />

Ihre Theorien über die Welt werden zu Wirklichkeitsmodellen und Erwartungsstrukturen,<br />

die darüber entscheiden, wie Anforderungen im Unternehmen<br />

wahrgenommen und verarbeitet werden. Sie wirken dahingehend eingrenzend<br />

auf ihre Wahrnehmungs- und Erkenntnisprozesse. Anders ausgedrückt:<br />

„…das, was wir beobachten, ist nicht die Natur selbst, sondern Natur,<br />

die unserer Art der Fragestellung ausgesetzt ist“ 153 .<br />

3.1.3 Über die Rückbezüglichkeit des Wissens<br />

Die Betrachtung des Zusammenhangs zwischen implizitem und explizitem<br />

Wissen wird spätestens dann maßgeblich, wenn in Problem- oder Veränderungssituationen<br />

Handlungsfähigkeit (zurück)erlangt werden soll. Die Bedeutung,<br />

die Menschen bestimmten Situationen zumessen, gründet auf dem erfahrungsbezogenen<br />

Wissen und bestimmt letztlich ihr Handeln.<br />

Durch das implizite Wissen haben die Menschen eine bestimmte sinnhafte<br />

Perspektive auf die Welt: „Ich weiß das alles, und das wird sich darin zeigen,<br />

wie ich handle und über die Dinge spreche.“ 154 Die einem Menschen<br />

zugängliche Welt beruht auf seinen erfahrungsbezogenen Erkenntnissen, die<br />

er im Laufe der Vergangenheit gewonnen hat und auf die er wiederum Einfluss<br />

nimmt, oder wie MATURANA schreibt: „Wir erzeugen <strong>als</strong>o buchstäblich<br />

die Welt, in der wir leben, indem wir sie leben.“ 155<br />

GLASERFELD verweist mit einem Zitat von Giambattista VICO (1710) darauf,<br />

dass diese Erkenntnis so neu nicht ist:<br />

Ebenso wie die Wahrheit Gottes das ist, was Gott erkennt, indem er es zusammenfügt und<br />

schafft, ist die menschliche Wahrheit das, was der Mensch erkennt, indem er es handelnd<br />

aufbaut und durch sein Handeln formt. 156<br />

Im traditionellen oder alltäglichen Denken herrscht jedoch die Idee der geradlinigen<br />

Folgerichtigkeit vor, in der Wirkungen von Ursachen hervorgerufen<br />

werden, ohne dass die rückbezüglichen Vorgänge Beachtung finden. Das<br />

Ursachendenken bestimmt unser Denken bis in die heutige Zeit hinein, obwohl<br />

bereits die theoretischen Physiker Argumente hervorbringen konnten,<br />

153 Heisenberg zitiert in Watzlawick 2003b, S. 97.<br />

154 Wittgenstein in Reckwitz 1997b, S. 115.<br />

155 Maturana zitiert in Gairing 1999, S. 143.<br />

156 Vico zitiert in Glaserfeld 2003, S. 26.<br />

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