Birgit Hilliger Paradigmenwechsel als Feld strukturellen ... - Budrich
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Wissen <strong>als</strong> Lerngegenstand<br />
Regelkompetenz bedeutet Handlungskompetenz und die Regelstrukturen<br />
limitieren gleichzeitig den Spielraum des Möglichen. Die Strukturen nehmen<br />
in spezifischer Weise auf die Subjektivität der Akteure Einfluss, indem die<br />
Akteure auf sie <strong>als</strong> Interpretationsschemata, Stereotypen, Rechte und Pflichten<br />
zurückgreifen oder sich dazu in Beziehung stellen müssen.<br />
Die Bedeutung der Sinnstrukturen kann nur über die Betrachtung der Zusammenhänge<br />
des Wissens im jeweiligen Handlungskontext und durch ein<br />
prozessuales Denken erfasst werden. Dafür wird es erforderlich, aus bestehenden<br />
Begriffsrahmen herauszutreten und kulturelle Wissensbestände kritisch<br />
zu betrachten. In reflexiven Lernprozessen sind die Entstehungszusammenhänge<br />
von Bedeutungszuschreibungen zu rekonstruieren: Welche Ziele<br />
wurden dabei verfolgt und in welchem Verhältnis stehen die damaligen Annahmen<br />
und Strategien zu den heutigen Zielen und Anforderungen? Entsprechende<br />
reflexive Lernprozesse verlaufen auf der Ebene des diskursiven Bewusstseins<br />
(vgl. Giddens in Kap. 3.1.2), auf der die jeweils vorhandenen<br />
Wissensstrukturen bewusstzumachen bzw. ein Zugang zu den Bedeutungszuschreibungen<br />
zu finden ist.<br />
Reflexives Lernen ist dementsprechend strukturelles Lernen, in dem das<br />
kulturelle Wissen in seiner Prozesshaftigkeit, in seinem rekursiven Einfluss<br />
auf Sinn- bzw. Bedeutungsbildung und in seinen Erscheinungsformen im<br />
Reflexionsprozess beobachtet, analysiert und neu hervorgebracht wird.<br />
3.4.2 Strukturanalysen und ihre (Lern-)Gegenstände<br />
Kulturelles Wissen artikuliert sich in den Handlungen und steckt in den faktischen<br />
Bedingungen der Organisation. Will man seine Komplexität erfassen,<br />
erfordert das eine aktive und bewusste Auseinandersetzung damit. Betrachtet<br />
wird insofern das kulturelle Wissen <strong>als</strong> kognitive Wissensordnung in seinem<br />
Zusammenhang zwischen Handlungen und Strukturbildung, in seinem historischen<br />
Verlauf und in seiner Rekursivität. Kulturelles Wissen kann dann<br />
über eine Analyse der Handlungs- und Kommunikationsmuster sowie der<br />
faktischen Bedingungen expliziert werden. Letztere sind für WILLKE die<br />
Merkmale der spezifischen (Organisations-) Kultur: Standardverfahren, Kodifizierungen,<br />
Leitlinien, Routinen usw. 287<br />
FRIED führt für das analytische Vorgehen bei der Wissensgenerierung eine<br />
Modifizierung nach BECKER/ORTMANN/WINDELER/SCHULZ ein, 288 in der<br />
die organisationalen Praktiken in ihrer materialisierten und faktischen Realität<br />
sichtbar werden sollen. Die Modalitäten des Handelns werden <strong>als</strong> kom-<br />
287 Vgl. Willke 1999, S. 19ff.<br />
288 Vgl. Fried 2003, S. 130.<br />
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