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Birgit Hilliger Paradigmenwechsel als Feld strukturellen ... - Budrich

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Wissen <strong>als</strong> Lerngegenstand<br />

Veränderungen durch Interpretation<br />

Indem das kulturelle Wissen durch Handeln reproduziert wird, unterliegt es<br />

jeweils einer situationsspezifischen Interpretation durch die Akteure. Somit<br />

wird kulturelles Wissen in der Auseinandersetzung mit den verschiedensten<br />

Einflüssen immer neu interpretiert und dem Kontext entsprechend auch variiert.<br />

Dabei ist es normal, dass Strukturen immer geringfügig verändert oder<br />

modifiziert werden und somit für verschiedene Verhaltensweisen offen<br />

sind. 252<br />

Die Entstehung neuer Handlungsformen und Sinnelemente, die ‚Kreativität des Handelns’<br />

erscheint dann vielmehr <strong>als</strong> Ergebnis der praktischen Problemlösung angesichts von interpretativer<br />

Mehrdeutigkeit und Unsicherheit in der Handlungssituation. 253<br />

Das kulturelle Wissen selbst unterliegt somit einer stetigen, basalen Veränderung.<br />

Wäre es in geronnenen Strukturen festgeschrieben, würde es auf Dauer<br />

zu einer Überregulation kommen. Das würde nicht nur Auseinandersetzungen<br />

enorm einschränken, sondern schließlich zur Stagnation führen.<br />

3.3.2 Interdependenz zwischen Handlung und kulturellen<br />

Wissensstrukturen in den Theorien der „Sozialen Praktiken“<br />

Das praxistheoretische Vokabular zielt laut RECKWITZ darauf ab, der theoretischen<br />

Rationalisierung und Intellektualisierung des Sozialen und des Handelns<br />

kritisch zu begegnen. In der Theorie der „Sozialen Praktiken“ wird der<br />

Zusammenhang zwischen Struktur und Handeln <strong>als</strong> Interdependenz zwischen<br />

Individuen, Handlung und kognitiven Wissensstrukturen aufgegriffen. Handlungen<br />

werden hier <strong>als</strong> Teil von Praktiken angesehen bzw. sind in sie eingebettet.<br />

Den Praktiken sind wiederum die kulturellen Codes inhärent. Als kollektive<br />

Strukturen wirken sie durch Mythen, Rituale, Paradigmen hindurch und<br />

drücken sich in ihrer sinnstiftenden Weise in Handlungen und Verhalten aus,<br />

wirken durch das Handeln hindurch, sind Bestandteil von Handeln und Verhalten.<br />

Strukturen sind dem Handeln nicht äußerlich. Der zeitliche Fluss des Handelns, die Sequenz<br />

der sozialen Praktiken wird im Prozess der Strukturierung selber schon strukturiert.<br />

254<br />

252 Vgl. Walgenbach 3001, S. 370.<br />

253 Reckwitz 2004.<br />

254 Reckwitz 2003, S. 296.<br />

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