Birgit Hilliger Paradigmenwechsel als Feld strukturellen ... - Budrich
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Wissen <strong>als</strong> Lerngegenstand<br />
worum es geht, welche Lernhandlungen denkbar wären oder was hinter einer<br />
Lernhandlung steht. 333<br />
Entsprechendes gilt für die Praktiken des Lehrens. Als soziale Praktiken<br />
des Lehrens werden hauptsächlich die vielfältigen Tätigkeiten des Organisierens<br />
von Lernprozessen und der Vermittlung von Wissen und Handlungskompetenzen<br />
verstanden. Sie können nur <strong>als</strong> kooperative Prozesse zwischen<br />
Lehrenden und Lernenden umgesetzt werden, indem die Lehrenden über<br />
methodische und didaktische Arrangements den Anschluss an soziales Wissen<br />
der Lernenden herstellen.<br />
In den Wirklichkeitsmodellen der Lehrenden und Lernenden sind die<br />
kulturellen Codes, die eine Gesellschaft bzgl. ihrer institutionellen Lernprozesse<br />
herausgebildet hat, verankert. Sie kommen in den jeweiligen sozialen<br />
Praktiken zum Tragen. Die kulturellen Codes kommen <strong>als</strong> Erwartungsstrukturen<br />
und somit <strong>als</strong> konventionell verfestigte Verhaltenserwartungen zum<br />
Ausdruck, die unabhängig von personellen und situativen Zufälligkeiten<br />
bestehen.<br />
Die dabei wirksamen Strukturen didaktischer Organisation stellen unabhängig davon,<br />
inwieweit sie von den Mitarbeiter/innen durchschaut werden, einen über berufliche Sozialisation<br />
erworbenen pädagogischen Sinnzusammenhang dar, in dem äußerst heterogene<br />
lernförderliche Einzeltätigkeiten im praktischen Tun aufeinander bezogen werden können.<br />
334<br />
In diesem Zusammenhang wurden auch die „Lernkulturen“ <strong>als</strong> das allgemeine<br />
Programm aller Bezugnahmen von Aktanten in Lernsystemen auf alle<br />
Momente, die im Wirklichkeitsmodell einer Gesellschaft für Lernprozesse<br />
jeder Art relevant sind, dargestellt. 335 Mit den <strong>strukturellen</strong> Verschiebungsprozessen,<br />
die <strong>als</strong> Anforderung des lebenslangen Lernens sichtbar wurden,<br />
können sich Menschen und Organisationen immer nur auf der Grundlage<br />
ihres jeweiligen gesellschaftlich geprägten Lehr-Lern-Verständnisses auseinandersetzen.<br />
Reflexive Praktiken wurden bisher im Bereich der Praktiken des Lehrens<br />
und der Praktiken des Lernens kaum ausgebildet und verweisen eher auf<br />
angrenzende Funktionsfelder, in denen sie <strong>als</strong> Praktiken der Beratung in<br />
Coaching, Supervision, der Familien- oder Organisationsentwicklung entwickelt<br />
und angewandt werden. Lernen in Veränderungsprozessen bedarf jedoch<br />
reflexiver Lernpraktiken, wobei anhand der pädagogisch motivierten<br />
Entwicklungsprojekte gezeigt werden konnte, wie bestehende Lehr- und<br />
Lernpraktiken weiterentwickelt werden. Dabei konnten Grenzen aufgezeigt<br />
werden, die sowohl in den konventionellen Erwartungs- und Organisations-<br />
333 Vgl. Reckwitz 2003, S. 292ff.<br />
334 Schäffter 2005, S. 189.<br />
335 Schmidt 2005, S. 106.<br />
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