Birgit Hilliger Paradigmenwechsel als Feld strukturellen ... - Budrich
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Wissen <strong>als</strong> Lerngegenstand<br />
größeren Beziehungsgefüges sind. In einem gemeinsamen Prozess der Konsensbildung<br />
bedarf es daher immer einer „institutionellen Intervention“. Entsprechend<br />
zu gestaltende Lernprozesse setzen dabei einen klar definierten<br />
und abgegrenzten Rahmen voraus, der klärt, an welchen Zielen und Aufgaben<br />
sich die Beteiligten orientieren. 309 In diesem Rahmen besteht auch die<br />
Möglichkeit, institutionelle Grenzen aufzuheben und sie zu verschieben.<br />
Ressourcen<br />
Um die virtuelle Wirklichkeit der Erwartungen, Kompetenzen und Dispositionen<br />
in die Tat umsetzen zu können, müssen Handlungsmittel <strong>als</strong> Ressourcen<br />
vorhanden sein. Ressourcen begründen das Handlungsvermögen der Akteure<br />
bzw. werden <strong>als</strong> Handlungsmittel (allokative und autoritative Ressourcen)<br />
dargestellt. Somit sind sie handlungskonstitutiv. 310<br />
Es gibt Ressourcen, die quantifizierbar (Einkommen, Bildung, Prestige,<br />
technische Ausstattung, Alter, Intelligenz, Autorität), und solche, die nur<br />
nominal (Geschlecht, Ethnie, Beruf, Herkunft) vorhanden sind. 311 GIDDENS<br />
unterscheidet allokative und autoritative Ressourcen, zu denen die Mittel der<br />
Gewalt, Informationszugänge oder Möglichkeiten der Kontrolle des Handelns<br />
anderer zählen. 312<br />
In den reflexiven Lernprozessen werden sie entweder für die Erklärung<br />
von Handlungsmustern herangezogen bzw. geht es um eine Analyse, wie sich<br />
Regeln von Ressourcen gegenseitig beeinflussen. Die Bedeutung einer Ressource<br />
wird jeweils durch die spezifischen Zuschreibungen geprägt. Die<br />
Ressource „Frau“ ist <strong>als</strong> Gegebenheit anzusehen. Die kognitiven und normativen<br />
Regeln, die sich mit der Tatsache, eine Frau zu sein, verbinden, schreiben<br />
Verhalten vor und definieren Rollenkonzepte. Diese variieren nicht nur<br />
über gesellschaftliche Grenzen hinweg. Sie schaffen Möglichkeitsräume, in<br />
denen Frauen ihr Leben gestalten. Das individuelle Verhalten von einzelnen<br />
Frauen oder Frauengruppen wird bestimmt durch die Auseinandersetzung mit<br />
den gesellschaftlich gesetzten Erwartungsstrukturen. Sie bilden den Bezugsrahmen,<br />
der es Frauen ermöglicht, bestimmten Rollen zu entsprechen oder<br />
ihnen entgegenzuwirken.<br />
Regeln und Ressourcen können gegenseitig stabilisierend, aber auch destabilisierend<br />
wirken. 313 Sie stabilisieren die interaktiven Beziehungen über<br />
Raum und Zeit und drücken <strong>als</strong> Strukturmomente Formen der Herrschaft und<br />
309 Vgl. ebenda, S. 181.<br />
310 Vgl. Reckwitz 1997b, S. 155.<br />
311 Reckwitz (1997b, S. 55) verweist auf Blau, der hierfür eine differenzierte Unterscheidung<br />
bietet (structural sociology) in Blau (1977), Inequality and heterogeneity. A primitive theory<br />
of social structure, New York/London, S. 1–18.<br />
312 Giddens zitiert in ebenda, S. 155.<br />
313 Ebenda, S. 153ff.<br />
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