Birgit Hilliger Paradigmenwechsel als Feld strukturellen ... - Budrich
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Wissen <strong>als</strong> Lerngegenstand<br />
erkenntnistheoretischer und methodologischer Natur verstanden werden,<br />
durch das die generellen Ziele, Möglichkeiten und legitimen Vorgehensweisen“<br />
201 festgelegt werden. Sie bestimmen Sichtweisen, Fragestellungen und<br />
zulässige Lösungswege, konstituieren Daten, Theorien und Sprache. 202<br />
TAYLOR bezeichnet gesellschaftliche Paradigmen <strong>als</strong> bestimmte Weisen<br />
der Selbst-Interpretation, die das Ergebnis intersubjektiv-kultureller Sozialisationsprozesse<br />
sind und die Individualität jeweils auf der Grundlage der<br />
verbindlichen kulturellen Codes ermöglichen. Sie sind „embedded in a<br />
stream of action“. 203 Heute treffen im Zuge der Globalisierung und auf Basis<br />
der entwickelten Kommunikationsmedien die unterschiedlichen kulturellen<br />
Welten permanent aufeinander. Gerade Unternehmen, die sich auf internationalen<br />
Märkten bewegen, werden mit anderen kulturellen Wissensstrukturen,<br />
<strong>als</strong>o anderen kulturellen Codes konfrontiert. Aber auch innerhalb eines Systems,<br />
einer Organisation oder einer Gesellschaft variieren kulturelle Bedeutungszuschreibungen,<br />
Erwartungsstrukturen und Handlungsmuster.<br />
Treffen diese aufeinander, können Prozesse der Abwehr, der Anpassung,<br />
aber auch der Veränderung von kulturellen und individuellen Bedeutungszuschreibungen<br />
beobachtet werden. Die jeweiligen Auseinandersetzungen mit<br />
kulturellen Differenzen, mit unterschiedlichen Normen, Werten oder Regeln<br />
können <strong>als</strong> Lernanlässe beschrieben werden. In ihnen werden die jeweiligen<br />
Erwartungsstrukturen zum einen irritiert, zum anderen auch hinterfragt und<br />
ggf. auch verändert.<br />
In einem der vorherigen Abschnitte wurde gefragt, wie die Entstehung<br />
„lernförderlicher“ Lernkulturen unterstützt werden kann. Sie werden in reflexiven<br />
Lernprozessen selbst zum Lerngegenstand. Auch hier wurde das bestehende<br />
kulturelle Wissen <strong>als</strong> Ausgangspunkt für Lernen hervorgehoben. Ausgehend<br />
von der Thematik, wie in Unternehmen Wissensmanagementprozesse<br />
gestaltet werden können und neues Wissen erzeugt werden kann, soll der<br />
folgende theoretische Diskurs verdeutlichen, inwieweit in einem reflexiven<br />
Lernverständnis die Entstehung des organisationalen Wissens und der Bezug<br />
zu möglichen Handlungsoptionen in die Betrachtung einfließen müssen.<br />
Das organisationale Wissen wird gegenüber dem individuellen Wissen<br />
<strong>als</strong> das ältere und komplexere Wissen charakterisiert. Es existiert zwar von<br />
einzelnen Individuen getrennt, wird aber durch sie getragen. In einem Unternehmen<br />
sind es die Mitarbeiter, die die Unternehmenskultur leben und an<br />
neue Mitarbeiter weitergeben. Diese besteht auch fort, wenn einzelne aus<br />
dem Unternehmen ausscheiden. In sehr kleinen Unternehmen kann das aber<br />
ganz anders sein. Hier wird die jeweilige Organisationskultur meist stark<br />
201 Falter zitiert in Rosa 1999, S. 12.<br />
202 Vgl. ebenda, S. 15.<br />
203 Taylor zitiert in Rosa 1999, S. 14f.<br />
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