Birgit Hilliger Paradigmenwechsel als Feld strukturellen ... - Budrich
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Wissen <strong>als</strong> Lerngegenstand<br />
In betrieblichen Zusammenhängen sind auch Konflikte und Widerstände<br />
sichtbar zu machen und darauf bezogen Handlungsoptionen zu entwickeln.<br />
Die Problematisierung der Wissensgenerierung <strong>als</strong> Zerstörung des impliziten<br />
Wissens verweist vielmehr auf die beschriebene Ebene des Unbewussten,<br />
in der implizites Wissen in Form komplexer Bilder <strong>als</strong> strukturfunktionale<br />
Latenzen wirksam werden. Es geht <strong>als</strong>o weniger um die Zerstörung der<br />
strukturfunktionalen Latenzen <strong>als</strong> vielmehr darum, dass das uns zugängliche<br />
und benennbare Wissen in seiner Rückbezüglichkeit einer Externalisierung<br />
dieser Latenzen im Wege steht.<br />
Eine Externalisierung von implizitem Wissen kann niem<strong>als</strong> eine Eins-zueins-Übersetzung<br />
darstellen, sondern verläuft über das Deuten von Gefühlen,<br />
das Wahrnehmen von Kompetenzen, über das Interpretieren von Bildern oder<br />
Metaphern, die auf Grundlage unterschiedlicher Perspektiven verschiedene<br />
Beschreibungen oder Zuschreibungen zulassen.<br />
NONAKA/TAKEUCHI verweisen weiterhin darauf, dass zwischen Metaphern<br />
und Modellen ein gravierender Unterschied besteht. In einem logischen<br />
Modell darf es keine Widersprüche geben. Alle Konzepte und Aussagen<br />
darin müssen schlüssig sein. Metaphern dagegen entspringen Intuitionen oder<br />
ganzheitlichen Bildern. Unterschiedliche Metaphern zu einer Situation vereinen<br />
verschiedene Bedeutungen, ohne den Weg des Ausschließens gehen zu<br />
müssen. Sie stellen somit eine Brücke zwischen den verschiedenen Bedeutungszuschreibungen,<br />
Konzepten und daraus entstehenden Modellen her. 184<br />
Über Interpretationen nähern wir uns der Bedeutung des impliziten Wissens<br />
an und versuchen, es darüber in seinen Zusammenhängen zu erschließen.<br />
Metaphern erzeugen neue Erfahrungsinterpretationen, indem sie die Zuhörer auffordern,<br />
eine Sache im Sinne einer anderen zu betrachten und führen so zu einer neuen Realitätserfahrung.<br />
185<br />
Beteiligt man nunmehr mehrere Akteure an entsprechenden Deutungsanalysen,<br />
so können Themen oder Problemsituationen, aber auch Visionen in und<br />
über Unternehmen aus verschiedenen Blickwinkeln und Perspektiven ans<br />
Licht gebracht werden.<br />
Eine solche Deutung und Versprachlichung des impliziten Wissens wurde<br />
z. B. in Projekt 6 „Go-IT – Gestaltungsoffene Lernkonzepte in der Arbeit“<br />
praktiziert. Der Workshop-Ansatz „Messe(P)Review“ richtete sich darauf,<br />
Erfahrungen zusammenzutragen, zu benennen und auszuwerten. (Im genannten<br />
Beispiel wurden die Erfahrungen der Mitarbeiter, die diese bei der Durchführung<br />
von Messen gewonnen hatten, zur Planung künftiger Messeauftritte<br />
herangezogen.)<br />
184 Vgl. Nonaka/Takeuchi 1997, S. 77.<br />
185 Ebenda, S. 80.<br />
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