Birgit Hilliger Paradigmenwechsel als Feld strukturellen ... - Budrich
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Reflexives Lernen in der Erwachsenenpädagogik<br />
tun bekommen. Messen entspringt dem physischen Denkmodell und so einem<br />
sinnentleerten Kosmos. Bleibt die Frage: Was erfahren wir bei einer<br />
Kompetenzmessung über semantische oder phänomenale Größen?<br />
Semantische Denkform <strong>als</strong> Grundlage reproduktiver Lernprozesse<br />
Die Leitidee des semantischen Denkens besagt, dass menschliche Lebensverhältnisse<br />
und die Bewertung dieser von außen beeinflusst und gestaltet werden<br />
können. In der Arbeit wurde die Auffassung vertreten, dass diese zwar<br />
von außen irritiert werden können, semantische Veränderungen jedoch immer<br />
durch die beteiligten Menschen und Organisationen selbst vollzogen werden<br />
müssen. Lehrende, die reproduktive Lernprozesse gestalten, in denen es um<br />
die Vermittlung gesellschaftlich relevanten Wissens einschließlich Werte und<br />
Normen und kultureller Techniken geht, beachten vielfach nicht, dass diese<br />
Irritationen durch die semantischen Zuschreibungen der Lernenden jeweils<br />
unterschiedlich verarbeitet werden, und beziehen sich dann nur ungenügend<br />
darauf.<br />
Reproduktives Lernen ist ein wichtiges Medium sozialer Reproduktion,<br />
wobei SCHÄFFTER entsprechende Lernprozesse <strong>als</strong> lineare und zielbestimmte<br />
Transformation beschreibt. 373 In reproduktiven Lernprozessen geht es darum,<br />
semantische Fakten <strong>als</strong> zeitgemäße und erstrebenswerte Form der Problemlösung,<br />
<strong>als</strong> erkennbare Erklärungsmuster sowie die darauf beruhenden Handlungspraktiken<br />
zu vermitteln. Bedeutungsgehalte und tradierte Erfahrungen<br />
werden normativ weitergegeben, wobei darauf zu achten ist, dass diese an<br />
bestehende Sinnstrukturen der Lernenden anschließen (können).<br />
Lineare und zielbestimmte Transformationsprozesse unterscheiden sich<br />
lediglich in ihren Ausgangslagen. So vollzieht sich Lernen <strong>als</strong> Prozess der<br />
Konversion, wenn Diskrepanzen erlebbar werden, darauf beruhende Prozesse<br />
des Verlernens organisiert und im Anschluss Wissen und neue Kompetenzen<br />
vermittelt werden können.<br />
Weiterbildungspraxis übernimmt hier die Aufgabe, die jeweilige Diskrepanz zwischen A<br />
und B <strong>als</strong> Zielspannungslage zwischen einem Ist- und einem Soll-Zustand zu fassen und <strong>als</strong><br />
didaktisch steuerbaren Lernprozess zu konzipieren. 374<br />
Im Prozess der Aufklärung werden die Ausgangslagen <strong>als</strong> unbegriffene und<br />
defizitäre Zustände erlebt. In der Weiterbildungspraxis können so keine Verlernprozesse<br />
organisiert werden. Die Orientierung erfolgt an Leit- oder Vorbildern.<br />
LAUCKEN stellt seinerseits Verfahrensweisen vor, die für die Gestaltung<br />
von Erkenntnisprozessen innerhalb der semantischen Denkform typisch<br />
sind. (Er nennt sie auch belehrende Erkenntnisprozesse.) Diese hat er in der<br />
373 Vgl. Schäffter 2001, S. 19ff.<br />
374 Ebenda, S. 19.<br />
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