Birgit Hilliger Paradigmenwechsel als Feld strukturellen ... - Budrich
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Wissen <strong>als</strong> Lerngegenstand<br />
der Macht aus. 314 Ressourcen stützen die Durchsetzung von Regeln, indem<br />
z. B. Sanktionen über den Entzug von Ressourcen verhängt werden. Dazu<br />
zählen u. a. Prestige, materielle Güter, Gruppenmitgliedschaft und die psychische<br />
Freiheit. So können z. B. staatliche Rechtsregeln nur durchgesetzt<br />
werden, wenn körperliche Instrumente dafür vorhanden sind. Gesprächsregeln<br />
werden <strong>als</strong> Bildungsgut relevant, um kompetent argumentieren zu können.<br />
315<br />
Die kulturellen Strukturen regeln über die Bedeutungszuschreibung, was<br />
zu einer Ressource wird. So können in reflexiven Lernprozessen die Machtstrukturen<br />
und ihre jeweilige Bedeutung für das Unternehmen oder die zu<br />
untersuchenden Teamstrukturen hinterfragt werden. Die Explizierung der<br />
Bedeutungszuschreibungen kann zum Ausgangspunkt für diskursive Prozesse<br />
und strukturelle Aussteuerungen gemacht werden und ist somit <strong>als</strong> strukturelles<br />
Lernen ein Ausgangspunkt für Veränderungsprozesse.<br />
Prozessgesetze unintendierter Handlungsfolgen<br />
Die dritte von RECKWITZ aufgeführte Form „nicht sinnhafter Handlungskriterien“<br />
sind die Prozessgesetze der unintendierten Handlungsfolgen. Von unintendierten<br />
Handlungsfolgen wird gesprochen, wenn es auf der kollektiven<br />
Ebene in der Konfrontation oder Kooperation von individuellen Handlungen<br />
oder Routinen zu Ergebnissen kommt, die von den Akteuren ursprünglich so<br />
nicht intendiert oder antizipiert waren und für die sie keine Erklärung haben.<br />
316<br />
RECKWITZ beschreibt unterschiedliche Szenarien, in denen unintendierte<br />
Handlungsfolgen auftreten können. So kann es zu einer zufälligen Verursachung<br />
nicht beabsichtigter Folgen durch eine singuläre Handlung <strong>als</strong> Auslöser<br />
kommen. Des Weiteren spricht er von paradoxen Effekten, wenn durch<br />
das Zusammentreffen unterschiedlicher individueller Handlungsakte ein<br />
Ereignis eintritt, das von keinem der Beteiligten intendiert war.<br />
Durch verschiedene Veränderungsdynamiken, die im Zeitalter von Modernisierung<br />
und Globalisierung vermehrt entstehen, befinden sich Menschen<br />
und Organisationen nicht nur ständig in unterschiedlichsten Auseinandersetzungs-<br />
und Interpretationsprozessen, auch erhöht sich die Komplexität der<br />
verschiedensten Einflüsse und somit die Wahrscheinlichkeit unintendierter<br />
314 Giddens zitiert in Walgenbach 2001, S. 361.<br />
315 Reckwitz 1997b, S. 123.<br />
316 Vgl. ebenda, S. 161. Reckwitz bezieht sich in der Darstellung der unintendierten<br />
Handlungsfolgen auf Giddens.<br />
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