Birgit Hilliger Paradigmenwechsel als Feld strukturellen ... - Budrich
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Reflexive Institutionalisierung<br />
Umsetzung des Unterstützungssystems „Kompetenznetzwerk“ auf der Ebene<br />
der wissenschaftlichen Begleitung erfahrbar wurden.<br />
Das KNW wurde mit jener Gleichzeitigkeit verschiedener und komplexer<br />
Veränderungsanforderungen konfrontiert, wie sie allgemein für die<br />
Schaffung reflexiver Kulturen herausgestellt wurden. Sie betreffen die<br />
gleichzeitige Entwicklung von Lernkulturen, Beratungskulturen und Forschungskulturen<br />
in und zwischen den unterschiedlichen Handlungsebenen.<br />
Sowohl Politiker, Wissenschaftler und Innovationsberater <strong>als</strong> auch Weiterbildungseinrichtungen,<br />
Lehrende und Lernende sind dabei jeweils selber Teil<br />
der Veränderungsprozesse, indem sie sich in der Auseinandersetzung mit<br />
gesellschaftlichem Wandel wechselseitig beeinflussen. Sie stehen so in einem<br />
doppelt reflexiven Wechselverhältnis zueinander. 442 In diesem Verständnis<br />
haben Unterstützungssysteme verschränkte und kooperative Such- und Verstehensprozesse<br />
zu gewährleisten, in denen sich alle <strong>als</strong> Beteiligte und Betroffene<br />
erleben und sich mit dem <strong>strukturellen</strong> Wandel, struktureller Entgrenzung<br />
und der intermediären Bedeutung der zu gestaltenden Lern, Beratungs-<br />
oder Forschungsprozesse auseinanderzusetzen können.<br />
Die beteiligten Wissenschaftler im beschriebenen Forschungs- und Entwicklungsprogramm<br />
„Lernkultur Kompetenzentwicklung“ standen sowohl<br />
auf der Programm- wie auch auf der Projektebene vor der Aufgabe, Fragen<br />
der reflexiven Institutionalisierung <strong>als</strong> Mitvollzug <strong>strukturellen</strong> Lernens auch<br />
<strong>als</strong> eigene Strukturfindungsprobleme zu klären. SCHÄFFTER bezeichnet dieses<br />
Phänomen <strong>als</strong> „doppelte Hermeneutik“, wobei interkulturelle Verständigung<br />
in und zwischen den Handlungsebenen notwendig wird.<br />
Als Spezifikum wird somit erkennbar, dass kulturtheoretisch angelegte Forschung in ihrem<br />
jeweiligen Forschungsinteresse, vor allem aber in ihrem praktischen Forschungshandeln<br />
und ihren Forschungswirkungen rekursiver Bestandteil eben des Gegenstandsbereichs ist,<br />
den sie wissenschaftlich zu erforschen trachtet und auf den sie intervenierend einwirkt. 443<br />
Im Modellprojekt „Kompetenznetzwerk“ wurde dahingehend ein Forschungs-<br />
und Beratungsansatz <strong>als</strong> Muster <strong>strukturellen</strong> Lernens und Forschens<br />
in <strong>strukturellen</strong> Veränderungsprozessen konzipiert und umgesetzt, in<br />
denen die Beteiligten (Wissenschaftler, Innovationsberater, Weiterbildungseinrichtungen)<br />
mit dem paradigmatischen Wandel bzw. mit paradigmatischer<br />
Vielfalt konfrontiert wurden und in denen strukturreflexive und strukturbildende<br />
Prozesse ineinandergreifen sollten.<br />
Das KNW stand so für eine konkrete wissenschaftliche Lösung eines reflexiv<br />
orientierten Forschungs- und Beratungssystems in gesamtgesellschaftlichen<br />
Veränderungsprozessen. Hierbei standen die Fragen der Selbstreflexion<br />
und der dialogischen interkulturellen Verständigung im Mittelpunkt.<br />
442 Vgl. Kuhn 2003, S. 54.<br />
443 Schäffter 2006.<br />
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