Birgit Hilliger Paradigmenwechsel als Feld strukturellen ... - Budrich
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Wissen <strong>als</strong> Lerngegenstand<br />
Was einmal geschehen ist, ereignet sich immer wieder. Die Organisation ist konservativ<br />
und wiederholt nur das, was funktioniert. Die Relevanz eines bestimmten Verhaltens wird<br />
immer in der Vergangenheit determiniert. 230<br />
Aus einer lerntheoretischen Perspektive können Ordnungsstrukturen bzw.<br />
systemeigene Operationen mit den kulturellen Codes oder kognitiven Wissensstrukturen<br />
verglichen werden und sind somit wiederum <strong>als</strong> Ausgangspunkt<br />
für Lernprozesse anzusehen. In der systemischen Theorie wird deren<br />
Tendenz zur Stabilität betont, die <strong>als</strong> Homöostase bezeichnet wird. Die Stabilität<br />
von Ordnungsstrukturen wird <strong>als</strong> Voraussetzung für Handlungsfähigkeit<br />
hervorgehoben.<br />
Die Aufrechterhaltung der Stabilität wird durch Regulierungsmechanismen<br />
bewerkstelligt. Je komplexer ein System ist, umso mehr Regulierungsmöglichkeiten<br />
werden benötigt. Diese Regulierungsmöglichkeiten sind wiederum<br />
abhängig von den Sinnsystemen, Bedeutungszuschreibungen bzw.<br />
dem kulturellen Wissen. Sie stellen <strong>als</strong> systemeigene Operationsstrukturen<br />
auch die Grenzen zur Umwelt dar. In dem Maße, wie die (Wissens-<br />
)Strukturen <strong>als</strong>o in ihrer Rekursivität operativ erzeugt werden, können sie in<br />
ihrer funktionellen Anpassung, die in der Auseinandersetzung mit anderen<br />
Sinnsystemen oder <strong>strukturellen</strong> Veränderungen einhergeht, auch <strong>als</strong> variabel<br />
betrachtet werden.<br />
Ein System hat die Möglichkeit, wenn es mit anderen, ungewohnten Parametern<br />
konfrontiert wird, sein Verhalten zu verändern. Seine Regulierungsmöglichkeiten,<br />
welche in der Gesamtheit seiner kulturellen Codes verankert<br />
sind, bestimmen, über welchen Möglichkeitsraum das System hierbei<br />
verfügt. Das Variationsspektrum wird bestimmt durch den Veränderungsspielraum<br />
der Wissensstrukturen selbst. Die jeweiligen Regulierungsmechanismen<br />
lassen Veränderungen der Wissensstrukturen meist nur in den jeweiligen<br />
Rahmen zu, die den jeweiligen Paradigmen oder Sinnsystemen entsprechen,<br />
die aus ihren Identitäten erwachsen. 231<br />
Veränderung <strong>als</strong> strukturkompatible Variation<br />
In diesem Fall wird aus systemtheoretischer Perspektive von der Möglichkeit<br />
einer „<strong>strukturellen</strong> Kopplung“ ausgegangen. Sie ist dann gegeben, wenn<br />
dabei die Identität des Systems nicht zerstört wird. Innerhalb der Ordnungsstrukturen<br />
kann es zu Variationsmöglichkeiten oder „Normalabweichungen“<br />
kommen, wodurch unterschiedliche Einflüsse korrigiert werden und Systeme<br />
230 Maturana zitiert in Gairing 1999, S. 141.<br />
231 In größeren Zusammenhängen werden Veränderungen für uns oft <strong>als</strong> Moden oder Trends<br />
sichtbar, die sich vorerst nur partiell ausbilden und eher Abstoßungs- oder auch<br />
Isolationsprozesse hervorrufen, andererseits toleriert und teilweise sogar gefördert werden.<br />
Vgl. Rappe-Giesecke 2000a.<br />
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