Birgit Hilliger Paradigmenwechsel als Feld strukturellen ... - Budrich
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Reflexives Lernen in der Erwachsenenpädagogik<br />
Fortbildung teilgenommen hatten, ihre erworbenen Kenntnisse nur in Form<br />
strukturkompatibler Variationen im vertrauten traditionellen Handlungsmodell<br />
realisieren. Die reflexiven Praktiken wurden in eine reproduktiv angelegte<br />
Lernpraxis entsprechend der Logik der reproduktiven Lernorganisation<br />
integriert und lediglich <strong>als</strong> Hilfsstrategien bei der Organisation reproduktiver<br />
Lernprozesse genutzt. Wenn analytisch-reflexive Verfahren innerhalb des<br />
Gegenstandsentwurfs des reproduktiven Handlungsfeldes eingesetzt werden,<br />
dienen sie dem Qualifizierungsmodell entsprechend der Bestimmung von<br />
Lernzielen oder auch der Unterstützung der Wissensaneignung und werden<br />
nicht <strong>als</strong> eigenständige reflexive Lernprozesse im Sinne des selbstorganisierten<br />
Lernens (Verstehen von Ordnungsmustern) realisiert. Drastischer formuliert:<br />
Die reflexiven Praktiken werden in solchen Fällen aus dem Zusammenhang<br />
gerissen und so der Kosmos, dem die reflexiven Praktiken entnommen<br />
werden, gleichsam zerstört. 338<br />
Weiterbildungseinrichtungen, die Unternehmen bei der Entwicklung<br />
lernförderlicher Unternehmenskulturen unterstützen wollen und im Modus<br />
des reproduktiven Lernens Lernprozesse konzipieren und organisieren, stoßen<br />
dabei deutlich an strukturelle Grenzen. In der Konsequenz muss hier<br />
wiederum auf die Notwendigkeit einer <strong>strukturellen</strong> Transformation des (erwachsenen)pädagogischen<br />
Handlungsfeldes hingewiesen werden, wie sie<br />
bislang im Handlungsfeld selber nur unzureichend wahrgenommen wurde.<br />
Nun stellt sich die Frage, wie Weiterbildungseinrichtungen und Lehrende,<br />
die aus einer reproduktiven Perspektive agieren, die beschriebenen Anforderungen<br />
an zu unterstützende Lernprozesse überhaupt erkennen können?<br />
Strukturelles Lernen wird somit vorerst zum eigenen Entwicklungsthema. 339<br />
Weiterbildungsorganisation hat hier in der Tat einen Strukturwandel nachholender Modernisierung<br />
parallel zur betrieblichen Organisation koevaluativ mitzuvollziehen. 340<br />
Reflexive Selbstaufklärung und Systemreflexion wurden bisher <strong>als</strong> zu entwickelnde<br />
Lerndienstleistung für Unternehmen thematisiert. Nunmehr steht dies<br />
<strong>als</strong> Anforderung an den kulturellen Wandel der Weiterbildungseinrichtung<br />
selbst zur Disposition. Konkret wird eine eigene reflexive Standortbestimmung<br />
notwendig, in der die Lernkulturen in den Weiterbildungseinrichtungen<br />
und die Erwartungsstrukturen der Lehrenden und Lernenden <strong>als</strong> konstituierendes<br />
Moment und <strong>als</strong> zu gestaltende Dimensionen wahrgenommen werden<br />
müssen. Ein „Erkennen“ der <strong>strukturellen</strong> Zusammenhänge zwischen pädagogischem<br />
Handeln und den jeweiligen Erwartungsstrukturen setzt <strong>als</strong>o vo-<br />
338 Vgl. Laucken 2003, S. 375.<br />
339 In seinen Konsequenzen wurde strukturelles Lernen aus einer soziologischen und<br />
epistemologischen Perspektive und anhand der Klärung der <strong>strukturellen</strong> Zusammenhänge<br />
des Wissens in Kapitel 3 thematisiert.<br />
340 Schäffter 2005, S. 184.<br />
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