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Birgit Hilliger Paradigmenwechsel als Feld strukturellen ... - Budrich

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Reflexives Lernen in der Erwachsenenpädagogik<br />

Selbst- und Systemreflexion entlang den wahrgenommen Wissensstrukturen<br />

und Verhältnisse zur Umwelt. Die Selbstkonzepte und Lernkulturen werden<br />

zu Lerngegenständen. Im Mittelpunkt stehen dabei die Akteure mit ihren<br />

Erfahrungen, mit ihrer Wahrnehmung von Wirklichkeit.<br />

Entsprechend können dieser Lernform jene Lernprozesse zugeordnet<br />

werden, die SCHÄFFTER 377 <strong>als</strong> zieloffene und reflexive Transformation bezeichnet<br />

und ihrem Charakter nach <strong>als</strong> Suchbewegungs- oder Selbstvergewisserungsmodell<br />

beschreibt. Auf der einen Seite geht er davon aus, dass die<br />

Klärungsprozesse zu einer selbstentdeckten neuen Ordnungsstruktur führen<br />

können. Sie stellen einen schöpferischen Prozess dar, in dem sich die Lernenden,<br />

die in unsicheren Lebenslagen leben, die sie selbst <strong>als</strong> Auf- oder<br />

Ausbruch oder verwirrende Umbruchsituation empfinden, ihre Selbstkonzepte<br />

überprüfen und gegebenenfalls verändern können. Auf dieser Grundlage<br />

können auf der anderen Seite neue Perspektiven sichtbar bzw. auch neue<br />

Möglichkeitsräume erschlossen werden. In diesem Sinne kann auch die Suche<br />

nach neuen Lernkulturen in den Unternehmen gedeutet werden. Die<br />

organisationalen Strukturen sind überholt und passen nicht zu den heutigen<br />

Anforderungen.<br />

SCHÄFFTER beschreibt Situationen, in denen die in der reflexiven Klärung<br />

gefundenen „Zustände“ sich fortwährend in Veränderung befinden bzw.<br />

erst durch Reflexion zur Veränderung kommen. Die neuen Ordnungen werden<br />

zunehmend unerkennbar. Lernorganisation käme in eine unabschließbare<br />

Iteration permanenter Veränderungen, an denen sie selbst beteiligt ist. Das<br />

würde in einen haltlosen und unsicheren Zustand führen. SCHÄFFTER bezieht<br />

sich allerdings in seiner Argumentation auf die äußeren <strong>strukturellen</strong> Veränderungen,<br />

die „erreichbaren Zustände“ (etwa: eine Weiterbildung ermöglicht<br />

höhere Chancen auf dem Arbeitsmarkt). Strukturelles Lernen dagegen zielt<br />

auf die Reflexion der Sinnstrukturen, wobei die Strukturbildungsprozesse<br />

selber zum Thema werden. Es geht darum, in Konflikt- wie auch in Veränderungssituationen<br />

die eigene Beteiligung, die eigene Rolle im jeweiligen System<br />

oder Prozess zu reflektieren und die jeweilige Bedeutung sowie darin<br />

enthaltene Gestaltungsmöglichkeiten zu erkennen. Indem Theorien, Fragestellungen<br />

und Sichtweisen hinterfragt werden, können strukturelle Zusammenhänge,<br />

semantische Dispositionen und Handlungsmuster erkennbar werden.<br />

Letztlich kann das Hinterfragen der erlebten Sinnstrukturen auch zum<br />

Erkennen unintendierter Handlungsfolgen führen. Wichtig ist, dass im Unterschied<br />

zu den Lernformen, die auf semantischem Denken beruhen, Probleme<br />

nicht <strong>als</strong> Defizite beschrieben werden, denn Wahrnehmungen können weder<br />

<strong>als</strong> wahr noch <strong>als</strong> f<strong>als</strong>ch bewertet werden: Sie gehören immer demjenigen,<br />

der sie äußert. Auf der anderen Seite sind zieloffene Lernprozesse dadurch<br />

377 Vgl. ebenda, S. 23ff.<br />

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