Birgit Hilliger Paradigmenwechsel als Feld strukturellen ... - Budrich
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Reflexive Institutionalisierung<br />
1) Das KNW <strong>als</strong> Musterbeispiel paradigmatischen Lernens<br />
Im Modellprojekt konzipierten und realisierten die Innovationsberater jeweils<br />
ein eigenes Beratungsvorhaben <strong>als</strong> Lernprojekt entlang einer Akquise-, Kontrakt-<br />
und Analysephase in einer Weiterbildungseinrichtung. Die Eingrenzung<br />
auf die Kontrakt- und Analysephase hatte zweierlei Funktion:<br />
Sie hatte zunächst die wichtige Aufgabe, den Beratungsprozess zu entschleunigen.<br />
Weiterhin sollte damit einer Überforderung der Innovationsberater<br />
entgegengewirkt werden: Oft werden an Berater der Wunsch und die<br />
Erwartung nach schnellen Lösungen herangetragen; die Klienten möchten in<br />
Beratungssituationen von den Beratern eine Empfehlung oder einen Rat erhalten,<br />
wie sie sich in bestimmten Situationen verhalten oder was sie verändern<br />
sollten. Zudem müssen sich die zu Beratenden dann nicht mit sich <strong>als</strong><br />
Person oder Organisation auseinandersetzen und haben überdies den Vorteil:<br />
Stellt sich die empfohlene Handlungsmöglichkeit <strong>als</strong> unbefriedigend heraus,<br />
können die Beratenden dafür verantwortlich gemacht werden. 440 Schnelle<br />
Lösungen bergen so die Gefahr einer vorschnellen Instrumentalisierung der<br />
Beratenden im Weiterbildungssystem in sich.<br />
In der Kontrakt- und Analysephase sollen und können die Berater und<br />
die Organisationsmitglieder vorerst gegenseitig Vertrauen zueinander entwickeln.<br />
Im KNW wurde in dieser Phase darauf fokussiert, dass die <strong>strukturellen</strong><br />
Ausgangsbedingungen in den Weiterbildungseinrichtungen gemeinsam<br />
erarbeitet und mit den hervorgebrachten Problemdefinitionen in Verbindung<br />
gesetzt werden und dass der Beratungsprozess <strong>als</strong> zieloffene Transformation<br />
gestaltet wird. Weiterführende Angebote zur Strukturentwicklung konnten<br />
die Innovationsberater dann entsprechend den eigenen Möglichkeiten entwickeln<br />
und anbieten.<br />
In den Treffen der wissenschaftlichen Begleitung mit den Innovationsberater<br />
im KNW konnten die Innovationsberater vorerst reflexive Lernformen<br />
und erwachsenenpädagogische Analysemodelle für die Struktur- und Prozessanalysen<br />
in den Beratungsprojekten kennenlernen und so notwendiges<br />
Handlungswissen sowie Kompetenzen in der Handhabung reflexiver Praktiken<br />
erwerben oder vertiefen. Es wurde <strong>als</strong> wichtig angesehen, dass die Innovationsberater<br />
vorerst ihre eigenen Identitätskonzepte, die sie mit dem Beratungshandeln<br />
verbinden, reflektierend klären, sich mit Fragen zu ihrer Rolle,<br />
zu den Beziehungen und notwendigen Interaktionen in den zu gestaltenden<br />
reflexiven Unterstützungsstrukturen auseinandersetzen und dabei selber neue<br />
Perspektiven erkennen können.<br />
Gleichzeitig ging es im KNW um eine gemeinsame reflexive Klärung<br />
der Strukturen, Prozesse und Handlungsspielräume, die in den erwachsenenpädagogischen<br />
Handlungsfeldern der Beratungsprojekte sichtbar wurden. Die<br />
440 Vgl. Haubl 2008, S. 8.<br />
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