Birgit Hilliger Paradigmenwechsel als Feld strukturellen ... - Budrich
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Wissen <strong>als</strong> Lerngegenstand<br />
kollektiv <strong>als</strong> traumatisch erlebt werden. Das kann zur Folge haben, dass<br />
schon die Gedanken daran verdrängt werden, aber im Untergrund weiter<br />
wirken. Schon bei der Erwähnung struktureller Veränderungen im Unternehmen<br />
können Geschäftsführer dann auf kollektive Abwehr stoßen.<br />
Die Frage nach der Explizierbarkeit der unbewussten psychischen Dimensionen<br />
ist von erkenntnistheoretischer Bedeutung für zu gestaltende<br />
Lernprozesse in Veränderungssituationen. Die Analyse dieser Strukturkomponente<br />
müsste wiederum über die Rekonstruktion der jeweiligen Bedeutungszuschreibung<br />
verlaufen, wobei diese aus der jeweiligen „Handlungsperspektive“<br />
sichtbar und nur hier veränderbar wären. Das setzt voraus, dass das<br />
Verhältnis der psychischen Dispositionen zu den Kategorien der interpretativen<br />
Wissensregeln und normativen Erwartungsregeln auch gedeutet werden<br />
kann, denn nur dann wären sie <strong>als</strong> lernbereite Strukturen auch veränderbar.<br />
Dieser Prozess wurde <strong>als</strong> der Übergang vom „Nichtwissen“ zum „Wissen“<br />
bezeichnet. Bezüglich der Frage, inwieweit psychische Dispositionen in das<br />
handlungspraktische und auch diskursive Bewusstsein überführt werden<br />
können, gehen auch hier die Meinungen auseinander.<br />
RECKWITZ stellt diesbezüglich die Position von LANG vor, der die Ansicht<br />
vertritt, dass psychische Strukturen sinnhaft-sprachlich organisiert seien.<br />
299 In Bezug auf die FREUD’sche Systematisierung würde zwischen „unbewusstem“<br />
und „vorbewusstem“ Wissen unterschieden. Sowohl das unbewusste<br />
<strong>als</strong> auch das vorbewusste kollektive Wissen sei in der Auseinandersetzung<br />
mit der Umwelt entstanden, jedoch könne nur das vorbewusste Wissen<br />
jederzeit potenziell versprachlicht werden. Das unbewusste Wissen, wozu<br />
die psychischen Dispositionen laut RECKWITZ zählen, besitzt keine symbolisch-sprachliche<br />
Form. 300 Es gibt somit keinen symbolisch- sprachlich direkten<br />
Zugang zu den psychischen Dispositionen. Sie sind nach Wasser dann<br />
strukturfunktionale Ganzheiten, die nur aus dem Unbewussten heraus ihre<br />
Funktion erfüllen (vgl. Kap. 3.1.2).<br />
RECKWITZ selbst vertritt die Meinung, dass „Sinn“ nur aus der Beobachterperspektive<br />
eines Außenstehenden zugeschrieben werden könne. 301 Demzufolge<br />
gebe es hier nur ein Erkennen aus einer Außenperspektive heraus.<br />
Die Wahrnehmung unbewusst wirkender strukturfunktionaler Ganzheiten<br />
wurde dagegen im Ansatz <strong>als</strong> phänomenologisches Phänomen beschrieben,<br />
welche nur auf Grundlage des eigenen Erlebens erfahrbar werden kann.<br />
In analogen Analyseverfahren wird vermehrt mit dem Phänomen des<br />
„wissenden <strong>Feld</strong>es“ gearbeitet. Hier werden Gefühle und Bilder, die im Zu-<br />
299 Reckwitz (1997b, S. 150) bezieht sich auf Lang (1976): „Zum Strukturbegriff in der<br />
Psychoanalyse“, in: Grathoff/Sprondel (Hg.), Maurice Merleau-Ponty und das Problem der<br />
Struktur in den Sozialwissenschaften, Stuttgart, S. 153-166.<br />
300 Freud zitiert in Reckwitz 1997b, S. 150.<br />
301 Vgl. ebenda, S. 145.<br />
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