Birgit Hilliger Paradigmenwechsel als Feld strukturellen ... - Budrich
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Wissen <strong>als</strong> Lerngegenstand<br />
stützender Vorgang aufgegriffen und unter pädagogischen Gesichtspunkten<br />
<strong>als</strong> Lerndienstleistung den Unternehmen angeboten.<br />
Die Auseinandersetzung mit den verschiedenen Wissensformen und ihren<br />
Transformationsprozessen führt in dieser Arbeit zu einer Unterscheidung<br />
des Lernens und Lehrens in:<br />
Lernen <strong>als</strong> strukturbildender Prozess,<br />
Lernen <strong>als</strong> strukturreflexiver Prozess und<br />
Lernen und Lehren <strong>als</strong> soziale Praktiken.<br />
3.5.1 Lernen <strong>als</strong> Strukturbildungsprozess<br />
Basales Lernen<br />
Basale Lernprozesse wurden <strong>als</strong> basale Strukturbildungsprozesse und in ihrer<br />
Dualität zwischen Struktur und Handlung dargestellt. Menschen werden<br />
unabhängig von den institutionell organisierten Lernprozessen, <strong>als</strong>o in ihren<br />
vielschichtigen Alltagszusammenhängen, mit einem Konglomerat von kollektivem<br />
Wissen, Alltagswissen und Alltagstechniken konfrontiert. In diesen<br />
basalen Lernprozessen werden Regeln in ihren sinnzuschreibenden Zusammenhängen<br />
ohne bewusste Reflexion der Akteure wahrgenommen, angewandt<br />
und so reproduziert. Durch derartiges kreatives und soziales Lernen<br />
kommt es zum praktischen Nachvollzug von sozialen Praktiken.<br />
Der Ausgangspunkt der Betrachtung des rekursiven Verhältnisses zwischen<br />
Wissensstrukturen und Handlung waren die im Determinismusstreit <strong>als</strong><br />
gegensätzlich dargestellten Antworten auf die Frage nach dem Verhältnis<br />
zwischen Struktur und Handlung, die innerhalb der Argumentationslinien<br />
entlang erkenntnistheoretischen Theorien zusammengeführt wurden. Der<br />
determinierende Charakter der Strukturen und die Veränderbarkeit der Strukturen<br />
durch Interpretationsleistungen der handelnden Akteure werden nicht<br />
länger <strong>als</strong> sich ausschließende Kriterien betrachtet, vielmehr wird der Zusammenhang<br />
zwischen beiden Sachverhalten wahrgenommen und anerkannt.<br />
Strukturen und Handlungen existieren im Bezug zueinander und können<br />
in ihrer Konsequenz auch nicht losgelöst voneinander betrachtet werden:<br />
Strukturen existieren niem<strong>als</strong> unabhängig vom Handeln der Menschen. Als<br />
Erwartungsstrukturen sind sie Bestandteil jedes Handelns, wirken durch das<br />
Handeln hindurch, entäußern sich im Handeln und werden durch Handeln<br />
hervorgebracht. Basales Lernen ist insofern ein integraler Bestandteil eines<br />
lebensweltlichen Handlungszusammenhangs. Erwartungsstrukturen sind<br />
gleichzeitig die Voraussetzung von Handlungsfähigkeit, indem sie einmal <strong>als</strong><br />
Bestandteil des kulturellen Wissens überindividuell <strong>als</strong> gemeinsam geteiltes<br />
Wissen existieren und sowohl Orientierung im sozialen Leben <strong>als</strong> auch die<br />
Entstehung von sozialen Praktiken erst ermöglichen. Zum anderen werden sie<br />
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