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Birgit Hilliger Paradigmenwechsel als Feld strukturellen ... - Budrich

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Wissen <strong>als</strong> Lerngegenstand<br />

bunden sei. Sie seien die Voraussetzung dafür, dass sich die sozialen Praktiken<br />

verwirklichen können.<br />

Wer eine Praktik erlernt, lernt, seinen Körper auf bestimmte, sozial angemessene Weise zu<br />

bewegen; der Akteur benutzt damit seinen Körper <strong>als</strong> Instrument, um Bestimmtes zu erreichen<br />

– die Praktik ist zunächst nichts anderes <strong>als</strong> eine regelmäßige, kompetente Bewegung<br />

des Körpers. 258<br />

Die körperlich-materiellen sozialen Praktiken werden auch <strong>als</strong> Orte des Sozialen<br />

und des Wissens behandelt. 259 Sie sind durch die Kollektivität der routinemäßigen<br />

Handlungs- und Verhaltensweisen gekennzeichnet. Die Praktiken<br />

bilden eine emergente Ebene des Sozialen. Diese Ebenen können <strong>als</strong> soziale<br />

<strong>Feld</strong>er, Handlungsfelder oder auch Lebensformen verstanden werden:<br />

<strong>als</strong> soziales <strong>Feld</strong>, in dem Praktiken der Sache nach zusammenhängen und<br />

aufeinander abgestimmt sind (z. B. in einer Institution, Organisation, in<br />

sog. Funktionssystemen)<br />

<strong>als</strong> Lebensform, in der Praktiken einer kulturellen Klasse, eines Milieus<br />

oder einer kulturellen Bewegung so zusammenhängen, dass sie die gesamte<br />

Lebens- und Alltagszeit der Beteiligten strukturieren260 Den Begriff ‚Handlungsfeld’ benutzt RECKWITZ im Anschluss an BOURDIEUs<br />

Begriff des sozialen <strong>Feld</strong>es mit der Begründung, dass sich damit eine eigenständigere,<br />

von benachbarten Handlungsfeldern unterscheidbare Strukturiertheit<br />

feststellen ließe. Der Begriff sei flexibler <strong>als</strong> die Konzepte der Institution<br />

oder des Systems und suggeriere keine rigide Grenzziehung zur „Umwelt“. 261<br />

Diese Bezeichnung scheint einen eindeutigeren Zugang zum Verständnis<br />

unterschiedlicher praktischer Wissensformen zu ermöglichen. Als kleinste<br />

Einheit des Sozialen benennt RECKWITZ die Praktik.<br />

Wenn man <strong>als</strong> ‚kleinste Einheit‘ des Sozialen nicht ein Normensystem oder ein Symbolsystem,<br />

nicht ‚Diskurs‘ oder ‚Kommunikation‘ und auch nicht die ‚Interaktion‘, sondern die<br />

‚Praktik‘ annimmt, dann ist diese kleinste Einheit des Sozialen in einem routinisierten<br />

„nexus of doings und sayings“ (Schatzki) zu suchen, welches durch ein implizites Verstehen<br />

zusammengehalten wird. 262<br />

RECKWITZ benennt konkrete soziale Praktiken, z. B. die Praktiken des Regierens,<br />

des Organisierens, der Partnerschaft und der Verhandlung, und verweist<br />

gleichzeitig darauf, dass eine wissensbasierte soziale Praktik selbst nicht die<br />

Form einer „sozialen Interaktion“ oder von „sozialem Handeln“ verkörpern<br />

258 Reckwitz 2004.<br />

259 Vgl. ebenda.<br />

260 Vgl. Reckwitz 2003, S. 294ff.<br />

261 Vgl. Reckwitz 1997b, S. 106ff.<br />

262 Reckwitz 2003, S. 295.<br />

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