Birgit Hilliger Paradigmenwechsel als Feld strukturellen ... - Budrich
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Neue Angebote zwischen Bildungsträgern und Unternehmen<br />
bei werden Geschichte erzählt, die <strong>als</strong> Fakten dokumentiert und durch einen<br />
„Interpreten“ <strong>als</strong> Wissen generiert werden.<br />
Strukturelle und funktionale Veränderungen bezüglich neuer<br />
Lerndienstleistungen<br />
In erster Linie hatte das Projekt die Ausprägung einer reflexiven Lernkultur<br />
zum Ziel, in der das Wissen der Beteiligten aus den Unternehmen gesichert<br />
und erweitert, Perspektiven sichtbar gemacht und diese in eine strategische<br />
Planung überführt werden sollten. Die Verantwortlichen im Modellprojekt<br />
wussten darum, dass der Aufbau lernförderlicher Strukturen nicht widerspruchslos<br />
umgesetzt werden kann, dass es vielmehr eines längeren Prozesses<br />
bedarf, in dem die KMU-Angehörigen an den Wandel im Umgang mit Wissen<br />
herangeführt und sensibilisiert werden müssen. Für diesen Prozess müssen<br />
die Führungskräfte verantwortlich gemacht werden. Erst wenn diese<br />
bereit sind, Strukturen und das eigene Verhalten zu hinterfragen, können<br />
organisationale und personale Lernprozesse in Gang kommen und miteinander<br />
verkoppelt werden.<br />
Durch die Anwendung der narrativen Analyse sollte das implizite Wissen<br />
der Unternehmensmitglieder genutzt werden. Im Erzählen von Geschichten,<br />
im Interpretieren und Dokumentieren von Fakten wurden die Unternehmenskultur<br />
und die mit ihr verbundenen individuellen Erlebnisse zum Gegenstand<br />
des Lernens. Reflexives Lernen erfolgt anhand des Beschreibens und Analysierens<br />
von Strukturen, Handlungen in den Unternehmen und den damit verbundenen<br />
Sinnzuschreibungen. Die Interpretationen können <strong>als</strong> Verstehensprozesse<br />
gestaltet werden, wenn sie Selbst- und Fremdverstehen ermöglichen<br />
und <strong>als</strong> Klärungsprozess angelegt sind. Die in dieser Form gestalteten Betriebsanalysen<br />
dienen dazu, Potenziale und Defizite sichtbar zu machen und<br />
<strong>als</strong> Ausgangspunkt für Entwicklungen zu nehmen. Das Erproben der Methode<br />
nimmt somit direkten Einfluss auf den Führungsstil und die Unternehmenskultur.<br />
Die Methode fördert ein partizipatives Herangehen, in dem die<br />
Mitarbeiter in den Veränderungsprozess einbezogen und letztlich alle Beteiligten<br />
verantwortlich werden.<br />
Es wurde sichtbar, dass im Modellprojekt ein <strong>Paradigmenwechsel</strong> vom<br />
Qualifikations- zum Reflexionslernen in der betrieblichen Bildung vollzogen<br />
werden sollte. Es ging nicht darum, Qualifizierungsangebote zu entwickeln,<br />
sondern die Wahrnehmungsfähigkeit für das eigene Wissen und die betrieblichen<br />
Strukturen zu erhöhen sowie darauf aufbauend Gestaltungsfähigkeit zu<br />
erlangen. Der Bildungsträger wurde zum Partner der Unternehmen. In seinem<br />
Leistungs- und Funktionsverständnis fühlte er sich dafür verantwortlich, die<br />
reflexiven Lernprozesse zu strukturieren und in neuen Kooperationsstrukturen<br />
zu verwirklichen. Das Funktionsverständnis wechselte somit vom traditi-<br />
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