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Birgit Hilliger Paradigmenwechsel als Feld strukturellen ... - Budrich

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Wissen <strong>als</strong> Lerngegenstand<br />

men die <strong>strukturellen</strong> Dispositionen punktuell ans Licht. Sie zeigen sich z. B.<br />

in Versprechern, Träumen oder Gefühlen, die den Geschehnissen nicht zuzuordnen<br />

sind. Man fühlt oder ahnt ein Unbehagen und „das Bewusstsein weiß<br />

dann in der Regel ganz genau, dass es etwas nicht ganz genau weiß“ 175 .<br />

Unbewusstes ist einem Beobachter nicht zugänglich, er kann jedoch<br />

wahrnehmen, wenn die Abspaltung von Intentionen und Bewusstsein in den<br />

Interaktionen oder <strong>als</strong> Resonanzphänomen zutage tritt. Als Psychoanalytiker<br />

sah FREUD seine Aufgabe darin, gemeinsam mit den Patienten eine Synthesis<br />

zwischen Intention und Proposition herzustellen. Er benutzte dazu verschiedene<br />

Beobachtungstechniken, wie die der Traumdeutung, der freien Assoziation,<br />

der schwebenden Aufmerksamkeit, aber auch die Analyse von Witzen,<br />

Märchen und Mythen. 176 In diesen Techniken geht es v. a. um ein Beobachten<br />

von Beobachtungen, das Beschreiben von Beschreibungen oder die Rekonstruktion<br />

von Wissen über Wissen. Es wird der Frage nachgegangen, wie<br />

Selbst- und Bedeutungszuschreibungen zustande gekommen sind und wie sie<br />

die Wahrnehmungen beeinflussen.<br />

Mögliche Zugänge zum Unbewussten können nur über eine phänomenologische<br />

Erkenntnisebene verlaufen, auf der es nun die latenten <strong>strukturellen</strong><br />

Dispositionen <strong>als</strong> Ganzheiten oder innere Bilder wahrzunehmen, zu erleben<br />

bzw. zu erfassen gilt. Beim Versuch des Erschließens unbewusster Strukturen<br />

wird „Nichtwissen“ zur Grundlage, denn wie bereits herausgestellt wurde,<br />

wird durch das Hinzuziehen von Wissen der Zugang zu dieser Ebene versperrt.<br />

Schon beim Versuch, diese Wahrnehmungen zu interpretieren, können<br />

sie nicht mehr losgelöst von bestehenden Theorien, Wahrheiten und Einsichten<br />

erfahren werden und so auch keine neuen ans Licht bringen.<br />

Hier stehen v. a. unsere vorgefassten Bedeutungszuschreibungen im Wege,<br />

die es unmöglich machen, absichtslos, ohne eine bereits bestehende Norm<br />

zu etablieren, etwas zu deuten. Entsprechende Methoden, in denen Unbewusstes<br />

sichtbar gemacht werden soll, müssen in letzter Konsequenz dazu<br />

befähigen, sich von den bisherigen Konstruktionen lösen zu können und<br />

zielen darauf ab, Wahrnehmungen „nur zu erleben“, ohne sie bereits deuten<br />

und versprachlichen zu wollen.<br />

Neue Erkenntnisse über mögliche Zugangswege wurden v. a. über analoge<br />

Verfahren in der Prozessberatung und in therapeutischen Zusammenhängen<br />

möglich. Hierfür stehen u. a. Methoden des szenischen Verstehens und<br />

der Gruppendynamik, das Psychodrama, die Arbeit mit Symbolen und Metaphern<br />

oder mit Systemskulpturen zur Verfügung. 177<br />

175 Ebenda, S. 23.<br />

176 Vgl. ebenda, S. 20.<br />

177 Vgl. König/Volmer 2000, S. 102ff.; Ulsamer 1999, S. 98ff.<br />

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