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Birgit Hilliger Paradigmenwechsel als Feld strukturellen ... - Budrich

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Wissen <strong>als</strong> Lerngegenstand<br />

abhängig, dass Menschen die natürliche und soziale Welt überhaupt <strong>als</strong> relativ<br />

geordnet, strukturiert und geregelt ablaufend wahrnehmen können.<br />

Auch RECKWITZ begründet die Entstehung regelmäßigen Handelns oder<br />

von Handlungsmustern, welche auch über einen längeren Zeitraum bestehen<br />

bleiben, damit, dass die Handelnden die Ordnung der Welt, die sie durch ihre<br />

eigenen sinnhaften Ordnungsleistungen selbst (re)produzieren, eher <strong>als</strong> gegeben<br />

ansehen. 246 „Ohne eine solche vorausgesetzte und damit immer schon<br />

gefundene Ordnung sind schließlich weder Herrschaft noch Orientierung<br />

noch Veränderung denkbar.“ 247<br />

Stabilität erwächst jedoch nicht aus den gegebenen Strukturen, sondern<br />

begründet sich aus den kulturspezifischen Bedeutungszuschreibungen, die<br />

sich in Erwartungsstrukturen manifestieren und durch die Interaktionen der<br />

Akteure selbst reproduziert werden. Letztendlich sind die kognitiven Wissensstrukturen<br />

<strong>als</strong> kulturelle Codes, 248 so RECKWITZ, die Voraussetzung für<br />

soziale Reproduktion. 249 SCHÜTZ/LUCKMANN beschreiben diesen Vorgang<br />

ihrerseits wie folgt:<br />

Die Menschen überziehen implizit, auf der Grundlage der angenommenen Prinzipien der<br />

Weltkontinuität und Handlungswiederholbarkeit ihre Umwelt mit einem Netz von sinnhaften<br />

Typisierungen, die nicht nur ihre Wahrnehmungen, sondern auch ihre Handlungspraktiken<br />

anleiten und auch ermöglichen. Sie verfügen routinemäßig über einen impliziten<br />

Wissensvorrat, der die Welt interpretierend strukturiert und damit vertraut macht. Das ist<br />

Bedingung für Handlungskompetenz. 250<br />

Wiederum werden die jeweiligen Bedeutungshorizonte <strong>als</strong> Ausgangspunkte<br />

für Handlungsmöglichkeiten angesehen und stellen gleichzeitig die Grenzen<br />

der Wahrnehmungs- und Handlungsfähigkeit dar.<br />

Kulturelles Wissen ermöglicht Handeln, indem es Kompetenzen verleiht und bestimmte<br />

Handlungszüge ‚nahe legt’. Gleichzeitig limitiert es auch den Spielraum des Handelns,<br />

dass bestimmte Handlungsoptionen derart außerhalb des Sinnhorizonts stehen, dass der<br />

Akteur ‚gar nicht auf den Gedanken kommen’ kann, sie zu wollen. 251<br />

Kulturelles Wissen determiniert in seiner sinnzuschreibenden Eigenschaft die<br />

Entstehung von Handlungskriterien und von Handlungsmustern.<br />

246 Vgl. Reckwitz 1997b, S. 9, 160.<br />

247 Ebenda, S. 12.<br />

248 Die kognitiven Wissensordnungen, die wahlweise <strong>als</strong> Wissensvorräte, kulturelle Codes,<br />

Deutungsmuster, kollektive Repräsentationen, Sinnhorizonte oder Differenzsysteme<br />

konzeptionalisiert werden, betreiben eine symbolische Organisation der Wirklichkeit, das<br />

heißt, sie schreiben den Gegenständen der Welt bestimmte Bedeutungen zu.<br />

249 Vgl. Reckwitz 2004.<br />

250 Schütz/Luckmann 1979.<br />

251 Reckwitz 1997b, S. 130.<br />

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