Birgit Hilliger Paradigmenwechsel als Feld strukturellen ... - Budrich
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Einleitung<br />
hungs- und Wirkungszusammenhänge der Wissensstrukturen geht. In diesem<br />
Sinn werden diese in ihrer Sinn- und Bedeutungsbildung zum eigentlichen<br />
Lerngegenstand.<br />
In kulturtheoretischen Ansätzen werden reproduktive und reflexive Lernformen<br />
<strong>als</strong> Lernkulturen fassbar, in denen der Bezug zu jeweiligen Wirklichkeitsmodellen<br />
und Kulturprogrammen die entscheidende Rolle spielt. Individuelles<br />
Lernen lässt sich lerntheoretisch rekonstruieren <strong>als</strong> integraler Bestandteil<br />
von historischen Prozessen der „Subjektivierung“ sowie <strong>als</strong> kollektiver<br />
Transformationsprozess in seinem Selbst- und Weltverhältnis. Somit<br />
kann individuelles Lernen in seiner kulturellen Eingebundenheit und Prozess-<br />
und Entwicklungsorientierung wahrgenommen werden. Lernen lässt sich<br />
dann <strong>als</strong> eine kontextuell und historisch situierte Kategorie bestimmen und<br />
dabei vor allem in seiner Kontingenz berücksichtigen. 11<br />
Insofern werden in dieser Arbeit aus lerntheoretischer Sicht die kategorialen<br />
Unterscheidungen auf die <strong>strukturellen</strong> Zusammenhänge des Wissens<br />
bezogen und <strong>als</strong> Lerngegenstand modifiziert. Dafür wird Wissen in seinen<br />
verschiedenen Dimensionen und Transformationen <strong>als</strong> struktureller Bestandteil<br />
von Kulturen und <strong>als</strong> Lerngegenstand konstituiert. Unter einem pädagogischen<br />
Erkenntnisinteresse werden die reproduktiven und reflexiven Lernprozesse<br />
<strong>als</strong> strukturbildende und <strong>als</strong> strukturreflexive Prozesse beschrieben, die<br />
in ihren unterschiedlichen Zusammenhängen und gesellschaftlichen Funktionsfeldern<br />
durch je besondere Formen sozialer Praktiken zum Ausdruck<br />
gebracht werden. Das Herausbilden sozialer Praktiken des Lernens wird <strong>als</strong><br />
mikrosoziale Fundierung gesellschaftlicher Institutionalisierung lebensbegleitender<br />
Wirklichkeitsverarbeitung aufgezeigt. Lernen wird dazu jenseits individualpsychologischer<br />
Deutungen im Sinne von gesellschaftlich institutionalisierten<br />
sozialen Praktiken verstanden, die in ihren semantischen Beziehungen<br />
bestimmbar sind. 12 In der Folge bekommt man es mit inkommensurablen<br />
Paradigmen pädagogischen Unterstützungshandelns zu tun, wobei der <strong>Paradigmenwechsel</strong><br />
zwischen reproduktiven und reflexiven Lernkulturen <strong>als</strong><br />
Gegenstand <strong>strukturellen</strong> Lernens beschrieben wird.<br />
Begründungsrahmen einer Strukturanalyse<br />
Strukturelles Lernen bedeutet, die differenten Strukturen auch <strong>als</strong> hermeneutisches<br />
Problem zu erkennen, wobei die Grenzen und die Strukturveränderungen<br />
des Lernens, wie sie in der gegenwärtigen Transformationsgesellschaft<br />
bereits stattfinden, nicht aus den tradierten Bedeutungskontexten heraus<br />
bestimmbar sind. 13 Insofern müssen beim <strong>strukturellen</strong> Lernen eine Me-<br />
11 Vgl. Schäffter 2008.<br />
12 Vgl. Schäffter 2001, 2008.<br />
13 Vgl. Rosa 1995, 2003; Kuhn 1977.<br />
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