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Birgit Hilliger Paradigmenwechsel als Feld strukturellen ... - Budrich

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Eine Kultur <strong>strukturellen</strong> Lernens<br />

In diesem Zusammenhang wurden Notwendigkeit und Inhalte eines diesbezüglichen<br />

<strong>Paradigmenwechsel</strong> herausgestellt, der mit strukturbildenden<br />

und strukturrekonstruierenden Lernprozessen einhergeht. Prozesse einer<br />

reflexiven Institutionalisierung sind durch den <strong>Paradigmenwechsel</strong> von einer<br />

reproduktiven zu einer reflexiven Lernkultur gekennzeichnet, die mit neuen<br />

Selbstkonzepten, Werten und sozialen Praktiken verbunden ist.<br />

Erst wenn reflexive Lernunterstützung von Unternehmen <strong>als</strong> erwartbare<br />

Dienstleistung von Weiterbildungseinrichtungen angefragt wird und wenn<br />

von den Unternehmen entsprechende Unterstützungsleistungen selbstverständlich<br />

angeboten werden, kann davon ausgegangen werden, dass sich im<br />

gesellschaftlichen Verständnis die Erwartungsstrukturen verschoben haben,<br />

wie und wofür Lernprozesse organisiert werden. Und erst dann kann angenommen<br />

werden, dass ein entsprechender Funktionswandel stattgefunden hat<br />

– was in letzter Konsequenz eine Veränderung der Bedeutung von „Lernen“<br />

in gesellschaftlichen Veränderungsprozessen bedeutet.<br />

Wir bekommen es <strong>als</strong>o in den gegenwärtigen Transformationen mit einem<br />

hermeneutischen Problem zu tun, da die paradigmatischen Veränderungen<br />

nicht aus den bestehenden Wirklichkeitsmodellen abgeleitet werden<br />

können. Dies gilt für alle hier vorgestellten pädagogischen Handlungsebenen:<br />

die Ebene der Weiterbildungseinrichtungen, die Zielgruppen von Weiterbildung<br />

– hier anhand von Klein- und Mittelständigen Unternehmen dargestellt<br />

– wie auch für Politik und Wissenschaft. Die hervorstechende Frage war<br />

demnach: „How to prepare for the paradigm change?“<br />

Diesbezüglich wurde die Auffassung vertreten, dass der <strong>Paradigmenwechsel</strong><br />

selber zum <strong>Feld</strong> <strong>strukturellen</strong> Lernens avancieren muss: Strukturelles<br />

Lernen setzt ein Metakonzept voraus, auf dessen Hintergrund erst die Lernkulturen<br />

in ihren semantischen Verweisungsbeziehungen beschreibbar werden,<br />

ebenso wie es reflexive Lernformen voraussetzt, in denen die Lernkulturen<br />

in ihren semantischen Verweisungsbeziehungen sichtbar und bestehende<br />

Lehr- und Lernkonzepte in ihrer Funktionalität und in ihren Grenzen hinterfragt<br />

werden können. Reflexive Lernformen kommen in intermediären Unterstützungsstrukturen<br />

zum Tragen, die auf eine interkulturelle Verständigung<br />

ausgerichtet sind und koproduktive Suchprozesse im Strukturwandel ermöglichen.<br />

Dabei trat eine Paradoxie hervor: Reflexive Praktiken <strong>als</strong> strukturelles<br />

Lernen werden einerseits <strong>als</strong> Voraussetzung einer reflexiven Institutionalisierung<br />

angesehen; andererseits bilden sich diese Praktiken und entsprechenden<br />

Handlungsfelder erst in <strong>strukturellen</strong> Lernprozessen heraus.<br />

Wird der gesellschaftliche Strukturwandel von den Initiatoren politisch<br />

motivierter Entwicklungsprojekte nicht in seinen Anforderungen hinreichend<br />

<strong>als</strong> Anlass zur Gestaltung struktureller Lernprozesse verstanden, besteht die<br />

Gefahr, dass traditionelle erwachsenenpädagogische Organisationsstrukturen<br />

in den Veränderungsprozessen determinierend bleiben; dann können sich<br />

lediglich strukturkompatible Veränderungsprozesse entfalten. Diese Arbeit<br />

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