Birgit Hilliger Paradigmenwechsel als Feld strukturellen ... - Budrich
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Wissen <strong>als</strong> Lerngegenstand<br />
passenden Verhaltensweisen und Denkarten. Er zieht daraus die Schlussfolgerung,<br />
dass die „wirkliche“ Welt sich ausschließlich dort offenbart, wo<br />
unsere Konstruktionen scheitern. 166 Das wird spätestens dann der Fall sein,<br />
wenn sich Ausgangsbedingungen oder Ziele ändern. Wenn Menschen an<br />
ihren Überzeugungen und Bewertungen festhalten, auch wenn es sich für die<br />
Betreffenden destruktiv auswirkt, wird aus einem vorher brauchbaren Wissen,<br />
so WILLKE, pathologisches Wissen. 167<br />
3.1.4 Mögliche Zusammenhänge zwischen Wissen und Bewusstsein<br />
Die Entstehung des Wissens wurde <strong>als</strong> nichtlinearer, prozesshafter und rückbezüglicher<br />
Erkenntnisprozess beschrieben, wobei implizites und explizites<br />
Wissen nicht losgelöst voneinander existieren. In der Erschließung dieser<br />
Zusammenhänge muss beachtet werden, dass die Zugänge zu den beschriebenen<br />
Wissensformen sehr verschieden sind. Dies wird v. a. auf die Existenz<br />
unterschiedlicher Wahrnehmungs- und Bewusstseinsebenen zurückgeführt, in<br />
denen die Wissensformen ent- und bestehen.<br />
Der Begriff ‚Bewusstsein’ hat im alltäglichen Sprachgebrauch und in der<br />
wissenschaftlichen Auseinandersetzung vielfältige Bedeutungen und Verwendungsweisen<br />
erfahren. Man findet ihn sowohl in religiösen sowie philosophischen<br />
Betrachtungen <strong>als</strong> auch in der Naturwissenschaft wieder. Wir<br />
kennen Bewusstsein <strong>als</strong> Metapher für „belebt sein“ oder „beseelt sein“, <strong>als</strong><br />
Beschreibung eines wachen Zustands im Gegensatz zu Bewusstlosigkeit, <strong>als</strong><br />
phänomenale Kategorie des Erlebens, <strong>als</strong> eine kognitive Leistung, die Erinnern<br />
und Planen ermöglicht oder <strong>als</strong> Bewusstsein über das Selbst und die<br />
Umwelt. In den verschiedenen Betrachtungsweisen wird Bewusstsein unterschiedlich<br />
mit dem Hervorbringen von Intuitionen, mit Erleben oder <strong>als</strong> intellektuelle<br />
Leistung zusammengebracht.<br />
Bezogen auf die Frage, welche Bedeutung explizites und implizites Wissen<br />
in reflexiven Lernprozessen haben, soll die Verortung beider Wissensformen<br />
bzgl. der unterschiedlichen Bewusstseinsebenen näher betrachtet<br />
werden. Wir kennen die Unterscheidung zwischen bewussten und unbewussten<br />
Zuständen, wobei besonders in der Psychotherapie die implizite Wirkung<br />
des Unbewussten besondere Beachtung findet, denn „wir können wünschen,<br />
was wir wollen. Aber nicht jeder Wunsch führt zur Tat. Das Unbewusste hat<br />
das letzte Wort.“ 168<br />
Die Unterscheidung zwischen unbewussten und bewussten Anteilen der<br />
Psyche wird auf Freud zurückgeführt, der davon ausging, dass es eine kom-<br />
166 Vgl. Glaserfeld 2003, S. 16ff.<br />
167 Vgl. Willke 2004, S. 49.<br />
168 Roth zitiert in Wasser 2003, S. 5.<br />
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