Birgit Hilliger Paradigmenwechsel als Feld strukturellen ... - Budrich
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Wissen <strong>als</strong> Lerngegenstand<br />
die „Lernziele“ im Vorfeld feststehen. Wird in die Planung der Lernprozesse<br />
die Erprobung und Anwendung der erworbenen Wissensbestände hineingenommen,<br />
z. B. die Anwendung der neuen Computerkenntnisse am Arbeitsplatz,<br />
sind Formen des Erfahrungslernens mitzuorganisieren. Sie ermöglichen<br />
die Entstehung impliziten Wissens in Form von Know-how.<br />
Lernen im Sinne kognitiver, strukturierter Aneignung setzt die Umwandlung<br />
von Erleben und Erfahrungen in Wissensstrukturen voraus. 188 Die Aufnahme<br />
expliziten Wissens, die Auseinandersetzung damit und die Anwendung<br />
im beruflichen Kontext wurden bisher dem reproduktiven Lernen zugeordnet<br />
und können auch <strong>als</strong> Anpassungslernen bezeichnet werden. 189<br />
Das reproduktive Lernen ordnet SCHÄFFTER einer Reaktionsform im<br />
Sinnkontext des normativen Paradigmas zu, in der es zur distanzierten Betrachtung<br />
und Aufnahme allgemeingültigen Wissens kommt. 190 ARGYRIS<br />
bezeichnet die Art dieser binären Lernprozesse <strong>als</strong> Single-Loop-Lernen. In<br />
ihnen wird das Wechselverhältnis zwischen explizitem und implizitem Wissen<br />
ausgeblendet. So kann es passieren, dass Missstände angegangen, aber<br />
zugrunde liegende Probleme ignoriert werden. RAPPE-GIESECKE warnt ihrerseits<br />
Berater davor, die Problemlösungsansätze des Kundensystems unhinterfragt<br />
zu übernehmen:<br />
Die Erfahrung zeigt, dass die Definition des Problems und der Maßnahmen zu einer Lösung<br />
schon Teil des Problems sind, dass sie <strong>als</strong>o auf einer selektiven Wahrnehmung und<br />
Informationsverarbeitung basieren, dabei bestimmte Daten ausschließen und nach den<br />
üblichen Programmen der Personen oder Organisation gesteuert werden, denen Werte<br />
zugrunde liegen, die meist latent bleiben und nicht bewusst verfügbar sind. Es besteht die<br />
Gefahr, dass dieses Problem nicht mehr bearbeitet werden kann, wenn man auf dieser Basis<br />
fortfährt, <strong>als</strong>o nur noch ausführt, was an Maßnahmen gewählt worden ist. 191<br />
Erst beim Double-Loop-Lernen wird nach Gründen, Annahmen und Einstellungen,<br />
die überhaupt zur Fragestellung führten, gesucht. 192 Es steht für zirkuläre<br />
Lernprozesse, in denen die Fragestellung an den Fragesteller zurückgegeben<br />
wird und die auf die Explizierung des Entstehungszusammenhangs<br />
zwischen implizitem und explizitem Wissen abzielen. In ihnen geht es um<br />
das Erschließen von Sinn- und Bedeutungszuschreibungen und deren Einfluss<br />
auf Handlungsoptionen und -strategien und sie beinhalten die Möglichkeit<br />
zu deren Veränderung, indem Selbstverständlichkeitsstrukturen hinterfragt<br />
werden: „Es lernt, wer seine Erwartungen nicht kontrafaktisch aufrecht<br />
erhält“ 193 .<br />
188 Vgl. Schäffter, 2001, S. 163.<br />
189 Vgl. ebenda, S. 101f.<br />
190 Vgl. ebenda, S. 194.<br />
191 Rappe-Giesecke 2008, S. 21.<br />
192 Vgl. Argyris 1996, S. 111.<br />
193 Gairing 1999, S. 45.<br />
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