Birgit Hilliger Paradigmenwechsel als Feld strukturellen ... - Budrich
Birgit Hilliger Paradigmenwechsel als Feld strukturellen ... - Budrich
Birgit Hilliger Paradigmenwechsel als Feld strukturellen ... - Budrich
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Reflexives Lernen in der Erwachsenenpädagogik<br />
Auf Grundlage dieser Leerstellentabelle arbeitet LAUCKEN die jeweiligen<br />
Strukturunterschiede heraus. Innerhalb der Denkformen konstituieren sich<br />
ausgehend von den darin zugänglichen Wahrnehmungsebenen Erkenntnisobjekt,<br />
Erkenntnissubjekt, Erkenntnismittel und Erkenntnisergebnis wechselseitig.<br />
Sie stehen jeweils in einem anderen semantischen Zusammenhang, der<br />
über die jeweilige Stellung der Beziehungen zueinander bestimmbar wird.<br />
Werden die hinter den Denkstrukturen stehenden Logiken nicht reflektiert,<br />
entsteht nach LAUCKEN ein „haltloser Diskussionsbrei“ 352 , und es<br />
kommt zum Wirkungsverlust, weil Erkenntniswege und Erkenntnisbeziehungen<br />
nicht angemessen gestaltet werden können. Die Darstellung der Strukturdifferenzen<br />
sowie der Gefahren, die entstehen, wenn diese ignoriert werden,<br />
erfolgt bei LAUCKEN innerhalb des Handlungsfeldes Psychologie, und zwar<br />
jeweils anhand der Sozialpraxen des Forschens, der Behandlung und des<br />
alltäglichen Umgangs.<br />
Weiter oben wurde ein entsprechender Wirkungsverlust bereits anhand<br />
des Einsatzes reflexiver Analyseinstrumente und der Methode des Coachings<br />
innerhalb des Kosmos’ des reproduktiven Lernens beschrieben. Das Hauptinteresse<br />
in dieser Arbeit liegt explizit auf der Darstellung, inwieweit Erfahrungen<br />
<strong>als</strong> semantische Größen in die Erkenntnisprozesse einfließen und wie<br />
diese Erkenntnisse auf die Beschreibung der reproduktiven und reflexiven<br />
Praktiken des Lehrens und Lernens bezogen werden können.<br />
Die physische Denkform<br />
Die physische Denkform bezieht sich auf eine materielle Welt, die auch <strong>als</strong><br />
„reale Welt“, „Körperwelt“ oder „Dingwelt“ bezeichnet wird und das Produkt<br />
eines gedanklichen Abstraktionsprozesses ist. Sie ist gekennzeichnet<br />
durch semantische Entleerung, was bedeutet, dass sich semantische Größen<br />
wie Gedanken, Entscheidungen, Vorstellungen, Gefühle, Wahrnehmungen<br />
usw. in der physischen Denkform nicht erklären lassen bzw. in ihr nicht vorkommen.<br />
Die materielle Welt konnte bloß konstituiert werden um den Preis, dass das Selbst, der<br />
Geist, daraus entfernt wurde. Der Geist (mind, mens) gehört <strong>als</strong>o nicht dazu und kann<br />
darum selbstverständlich die materielle Welt weder beeinflussen noch von ihr beeinflusst<br />
werden. 353<br />
Die physische Denkform entspricht somit einem mechanischen Weltbild,<br />
innerhalb dessen bedingungskausale Zusammenhänge ermittelt werden. Es<br />
geht ausschließlich um die Darstellung und Berechenbarkeit physischer Rea-<br />
352 Ebenda, S. 43.<br />
353 Schrödinger zitiert in Laucken 2003, S. 67, Hervorh. B. H.<br />
194