Birgit Hilliger Paradigmenwechsel als Feld strukturellen ... - Budrich
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Wissen <strong>als</strong> Lerngegenstand<br />
durch den Geschäftsführer bestimmt. Ein Ausscheiden bzw. die Übernahme<br />
des Betriebs durch einen betriebsfremden neuen Unternehmer wird hier regelmäßig<br />
größere kulturelle Störungen hervorrufen.<br />
WEICK/ROBERTS verorten das kulturelle Wissen im collective mind <strong>als</strong><br />
Muster reflektierter, aufeinander bezogener Handlungen. 204 BAITSCH et al.<br />
untersuchen die kollektiv geteilten Kognitionsbereiche <strong>als</strong> „lokale Theorien“.<br />
205 Des Weiteren beschreibt HEDBERG die Entwicklung mentaler Karten<br />
<strong>als</strong> „organiztions, cognitive systems and memories“, 206 und GERGEN untersucht<br />
den Verfestigungsprozess von Begriffen <strong>als</strong> „local ontology“. 207 WILL-<br />
KE verortet die Wissensbasis in den anonymisierten Regelsystemen, welche<br />
die Operationsweise eines Systems definieren. 208<br />
Das Erkenntnisinteresse der Autoren zielt immer wieder auf das Erfassen<br />
der Entstehung der Wissensstrukturen und Ordnungsmuster, die <strong>als</strong> Basisoperationen<br />
bzw. <strong>als</strong> Grundlage für die Herausbildung von Handlungsoptionen<br />
beschrieben werden.<br />
Für BERGER/LUCKMANN, die die gemeinsam geteilte soziale Wirklichkeit<br />
<strong>als</strong> Alltagswissen darstellen, ist Wissen das Ergebnis andauernder menschlicher<br />
Aushandlungsprozesse, ein Erfassen der objektivierten gesellschaftlichen<br />
Wirklichkeit und das ständige Produzieren eben dieser Wirklichkeit in<br />
einem. Das sogenannte Alltagswissen entsteht in einem Prozess der Externalisierung,<br />
wobei subjektive Erfahrungen <strong>als</strong> Basiskonsens eingebracht werden<br />
und es zur Herausbildung von Verhaltensweisen und Handlungen kommt, die<br />
sie <strong>als</strong> Objektivation bezeichnen. 209<br />
An anderer Stelle wurde dieser Vorgang <strong>als</strong> kreativer Bildungsprozess<br />
bezeichnet, <strong>als</strong> unreflektierter Prozess des Bewertens und Verknüpfens. Im<br />
Begriff des kulturellen Wissens steckt eine prozessuale und aktive Komponente,<br />
wie wir sie auch in der allgemeinen Definition des Lernens bei<br />
SCHÄFFTER finden. 210 Während der Externalisierung kommt es zur Wahrnehmung,<br />
Aneignung und Verarbeitung der sozialen Wirklichkeit in Form<br />
der kognitiven Wissensstrukturen bzw. des darin unterlegten Sinns. Objektivation<br />
ist dann die Entäußerung und Verarbeitung in der jeweils eigenen,<br />
subjektiven Welt.<br />
Es ist nicht das Anliegen dieser Arbeit, den Diskurs zum kulturellen Lernen<br />
in seiner Vollständigkeit wiederzugeben. Es geht vielmehr um ein Verständnis,<br />
in welchen Dimensionen kulturelles Wissen betrachtet werden kann<br />
204 Vgl. Weick/Roberts 1993, S. 360ff.<br />
205 Vgl. Baitsch/Jutzi/Delbrouck/Hasenbein 1998, S. 92.<br />
206 Vgl. Frieds Ausführungen zu Hedberg in Fried 2003, S. 78ff.<br />
207 Vgl. Frieds Ausführungen zu Gergen in Fried 2003, S. 78.<br />
208 Vgl. Willke 1999, S. 15ff.<br />
209 Vgl. Berger/Luckmann 1990, S. 36ff.<br />
210 Vgl. Schäffter 2001, S. 161.<br />
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