Birgit Hilliger Paradigmenwechsel als Feld strukturellen ... - Budrich
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Wissen <strong>als</strong> Lerngegenstand<br />
verläuft durch kollektiv geteilte Wissensordnungen, Symbolsysteme, kulturelle Codes,<br />
Sinnhorizonte. 266<br />
Die „vorhandenen Strukturen“ werden in Form ihrer symbolischen Entäußerungen,<br />
über Sprache, Daten, Bilder, <strong>als</strong> Theorien, Regeln, Werte und Handlungsmuster<br />
aufgenommen, wobei die Strukturen Orientierung ermöglichen<br />
und in ihnen die basale Fähigkeit zur Kontextreflexion enthalten ist. Das<br />
„Know-how-Wissen“ entspricht dem Wirklichkeitsgefüge, das der Praktik<br />
zugeschrieben ist.<br />
Im Theoriediskurs über die Interdependenz zwischen Handlungen und<br />
kulturellen Wissensstrukturen wurden die sozialen Praktiken in ihrem „So-<br />
Sein“ beschrieben. RECKWITZ beschreibt hierbei die Bezüge zwischen kulturellem<br />
Wissen und den Praktiken auf der Ebene des unbewussten und vorbewussten<br />
Verstehens.<br />
Im Verständnis des hier diskutierten Zusammenhangs zwischen Strukturen<br />
und Handlungen soll dieser wiederum selbst zum Ausgangspunkt reflexiven<br />
Lernens werden und zwar dann, wenn es um den Nachvollzug der Entstehung<br />
und Beschreibung und auch der Veränderung sozialer Praktiken geht.<br />
Eine entsprechende Analyse verliefe wiederum über das Verstehen der beschriebenen<br />
Zusammenhänge in den sozialen Praktiken, eine Rekonstruktion<br />
von Daten, Bildern oder Regeln, den darin enthaltenen Theorien und Werten<br />
und der darauf bezogenen Sinn- und Bedeutungszuschreibungen. Dies ist in<br />
den Theorien der sozialen Praktiken nicht explizit enthalten, wird aber von<br />
RECKWITZ <strong>als</strong> Spannungsfeld bzw. <strong>als</strong> in der praxeologischen Diskussion<br />
bisher offene Frage benannt.<br />
Die Reproduktion von Handlungen über räumliche und zeitliche<br />
Grenzen hinweg<br />
Innerhalb der Theorien der sozialen Praktiken wird die Einsicht in die handlungsstrukturierende<br />
Wirkung und Unhintergehbarkeit von Sinnhorizonten<br />
<strong>als</strong> zentrale Erkenntnis der philosophischen Revolution des 20. Jahrhunderts<br />
hervorgehoben. 267 Das handlungspraktische Wissen der Akteure ist Medium<br />
für die kontinuierliche Existenz der Strukturen (virtuelle Ordnung). 268 Es<br />
ermöglicht die Wiederholung von Aktivitäten <strong>als</strong> Routinehandlungen (Rekursivität).<br />
Die dabei wahrgenommene Stabilität und Geordnetheit der sozialen<br />
Welt bilden wiederum auch Voraussetzungen für Handlungsfähigkeit.<br />
266 Ebenda, S. 292.<br />
267 Vgl. Reckwitz 1997b, S. 10. Reckwitz verweist in diesem Zusammenhang auf die<br />
phänomenologische Lebenswelttheorie Husserls, das Sprachspiel-Konzept Wittgensteins<br />
und die Daseinsanalyse Heideggers.<br />
268 Vgl. Walgenbach 2001, S. 362.<br />
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