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Birgit Hilliger Paradigmenwechsel als Feld strukturellen ... - Budrich

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Wissen <strong>als</strong> Lerngegenstand<br />

einem wechselseitigen Zusammenhang mit der Herausbildung der jeweiligen<br />

Normen <strong>als</strong> formelle und informelle Sollenserwartungen.<br />

Normative Regeln sind mit Sanktionen verbunden oder werden durch<br />

Sanktionen durchgesetzt und erzeugen ein übergeordnetes „Legitimationssystem“.<br />

Sanktionen werden <strong>als</strong> kollektiv geteilte Regeln jedoch nur dann tragfähig,<br />

wenn sie den jeweiligen sozialen Ordnungsmustern entsprechen, externe<br />

Erwartungen und Erwartungserwartungen sich gegenseitig voraussetzen.<br />

Das Geflecht von gegenseitigen Erwartungen verweist darauf, dass sich in<br />

den Normensystemen kulturelle Systeme widerspiegeln, wobei die institutionalisierten<br />

und internalisierten Erwartungen <strong>als</strong> Maßstäbe des Sollens fungieren.<br />

Das Spektrum normativer Regeln reicht von Rechtsregeln bis hin zu<br />

Konventionsregeln. Als Beispiele lassen sich hier unterschiedliche Typen<br />

anführen: persönliche Routinen, Konventionen, Rechtsregeln, moralische<br />

Regeln, Taburegeln. 296 Die präskriptiv-normativen Regeln engen zwar Handlungsspielräume<br />

ein, aber ihre Anwendung führt nicht zu kongruenten Handlungen.<br />

Sie sind gleichzeitig der Ausgangspunkt oder bilden einen Rahmen,<br />

von welchem aus neue Möglichkeiten erwachsen oder sich erschließen lassen.<br />

Jede Veränderung entsteht auf dem Boden der bestehenden sozialen<br />

Ordnung. Das Variationsspektrum der Handlungen ist bereits dadurch vorhanden,<br />

dass Normen explizit oder implizit unterschiedlich gedeutet werden<br />

können und unterschiedliche Reichweiten aufweisen. Die Reichweite kann<br />

sich auf die Anzahl von Situationen beziehen, in denen bestimmte Normen<br />

zur Anwendung kommen, auf die Intensität, mit der etwas vorgeschrieben<br />

wird, oder inwieweit sie an bestimmte Rollen gebunden sind.<br />

Normative und interpretative Regeln sind somit nicht voneinander losgelöst<br />

denkbar und nur gemeinsam explizierbar. Ihr Zusammenhang entspricht<br />

dem zu untersuchenden Wechselverhältnis zwischen kollektivem und individuellem<br />

Wissen und dem des impliziten und expliziten Wissens. In reflexiven<br />

Lernprozessen gilt es, die interpretativen Regeln wahrzunehmen und die<br />

Entstehung und Wirkungsrichtungen normativer Regeln in Bezug zu den<br />

interpretativen Regeln nachzuvollziehen.<br />

Analyse „nicht sinnhafter Regelmäßigkeitsstrukturen“<br />

Nicht sinnhafte Regelstrukturen sind laut RECKWITZ den Akteuren nicht<br />

selbst bzw. nicht ohne spezifische Aufklärung sinnhaft zugänglich. Sie liegen<br />

296 Vgl. Reckwitz 1997b, S. 125. Reckwitz verweist hier auch auf Burns/Flam (1987), The<br />

Shaping of Social Organizations. Social rule systems theory with applications, London<br />

u. a., S. 20ff, und Edgerton (1985), Rules, exceptions and social Order, Berkeley/ Los Angeles,<br />

S. 23–45.<br />

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