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Stadtentwicklung im Spannungsfeld zwischen Planung, Verwaltung ...

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detaillierte Analyse der Einsatzbedingungen und der Erfolgswahrscheinlichkeiten kooperativer Verfahren durch-<br />

zuführen. 480<br />

6.11.3 Beteiligung von besonderen Zielgruppen<br />

Das Baugesetzbuch schreibt in § 1, Abs. 6, Nr. 3 explizit vor, dass die sozialen und kulturellen Bedürfnisse der<br />

Bevölkerung, insbesondere die Bedürfnisse der Familien, der jungen, alten und behinderten Menschen, unter-<br />

schiedliche Auswirkungen auf Frauen und Männer...bei der Aufstellung der Bauleitpläne zu berücksichtigen<br />

sind.<br />

Gender Planning<br />

Bereits in den 1970er und 1980er Jahren haben Planerinnen, Frauenforscherinnen und die Gleichstellungsbeauf-<br />

tragten damit begonnen, sich mit den Bedürfnissen und Interessen von Frauen in der Stadt auseinander zu setzen,<br />

denn die Analyse der bisherigen räumlichen <strong>Planung</strong> ergab, dass die <strong>Planung</strong> sich einseitig an den Interessen und<br />

Bedürfnissen berufstätiger Männer aus der Mittelschicht orientierte. Die Interessen von Frauen in den verschie-<br />

denen Teilen des Stadtgefüges (Wohnquartier, Zentrum, Arbeitsstätten) und Lebensumfeldes sind jedoch sehr<br />

unterschiedlich. Die Berücksichtigung von Frauenbelangen in der <strong>Planung</strong> setzt also voraus, dass die Bedürfnis-<br />

se der Frauen <strong>im</strong> Kontext des jeweiligen <strong>Planung</strong>svorhabens differenziert erfasst und in die <strong>Planung</strong> mit einbe-<br />

zogen werden. 481<br />

Die Ausweitung des Partizipationsgedankens in der Stadtplanung und –entwicklung führt dazu, dass sich durch<br />

die größere Offenheit der <strong>Planung</strong> auch gesellschaftliche Gruppen beteiligen, die ansonsten nur in geringerem<br />

Maße an institutionellen Beteiligungsformen partizipieren. Hierzu gehört auch die Beteiligung der Frauen und<br />

die Einbringung von geschlechtsspezifischen Bedürfnissen in die <strong>Planung</strong>. Brigitte Wotha hat in ihrer Dissertati-<br />

on zum Thema „Gender Planning und <strong>Verwaltung</strong>shandeln“ festgestellt, dass sich nicht nur der Anteil der<br />

Bürgerinnen an den jeweiligen <strong>Planung</strong>sprozessen erhöht hat, sondern sich auch ein länger anhaltender Effekt<br />

der Ermutigung („Empowerment“) zu weiterem Engagement in der Stadtplanung und –entwicklung eingestellt<br />

hat. 482<br />

Seit Inkrafttreten des Amsterdamer Vertrages 1997 (Ratifizierung 1999) ist das Gender Mainstreaming 483 recht-<br />

liche Verpflichtung der EU-Staaten. Mit der Aufnahme der Berücksichtigung der unterschiedlichen Auswirkun-<br />

gen der Bauleitplanung auf Frauen und Männer in den Katalog der Belange ist dem Aspekt des Gender<br />

Mainstreamings <strong>im</strong> Europarechtsanpassungsgesetz Bau zwar mit dem § 1, Abs. 6, Nr.3 Rechnung getragen<br />

worden. Marie-Luis Wallraven-Lindl bezweifelt allerdings, dass bei der Gestaltung des EAG Bau an den Nach-<br />

weis von Gender-Kompetenz gedacht wurde. Die Betrachtung der unterschiedlichen Auswirkungen einer Pla-<br />

480<br />

P.Jakubowski, 2005, a.a.O<br />

481<br />

F. Schreyögg, Die Integration von Frauenbelangen in die räumliche <strong>Planung</strong>, in: Deutscher Städtetag, Frauen verändern<br />

ihre Stadt, Arbeitshilfe 4: Indikatoren und Gender Mainstreaming in der räumlichen <strong>Planung</strong>, Köln 2005, S. 11-16<br />

482<br />

B. Wotha, Gender Planning und <strong>Verwaltung</strong>shandeln, Kieler Arbeitspapiere zur Landeskunde und Raumordnung, Bd.42,<br />

Kiel 2000<br />

483<br />

Der englische Begriff Gender bedeutet dabei soziales Geschlecht, Mainstreaming (Hauptstrom) soll bedeuten, dass ein<br />

best<strong>im</strong>mtes Verhalten zum Bestandteil eines normalen Handelns wird. Gender Mainstreaming soll dazu führen, dass die<br />

unterschiedlichen Bedürfnisse von Frauen und Männern planerisch und strategisch bei allen wesentlichen <strong>Planung</strong>en, Vorhaben<br />

und Entscheidungen berücksichtigt werden.<br />

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