Stadtentwicklung im Spannungsfeld zwischen Planung, Verwaltung ...

Vorwort Völklingen - Laboratorium Mittelstadt
Mit der Wiedervereinigung 1990 wurde die Bundesrepublik Deutschland im Osten Deutschlands mit städtebau-
lichen Problemen konfrontiert, die in Westdeutschland zum damaligen Zeitpunkt bis auf wenige Ausnahmen
nicht erfasst und diskutiert wurden: Der Umgang mit schrumpfenden Städten. Der Niedergang kompletter
Industriezweige in den neuen Bundesländern führte zu einem starken Bevölkerungsrückgang. Die erste Entwick-
lungseuphorie, die aus der Erschließung von riesigen Gewerbeflächen und Anlocken westdeutscher Investoren
für den Neubau und die Sanierung von Wohnungen bestand, änderte sich nach kurzer Zeit in Strategieüberle-
gungen, wie die Stadtentwicklung mit diesem gesellschaftlichen und demografischen Wandel umgehen muss.
Mit dem Programm Stadtumbau-Ost sind Antworten auf diesen Wandel gefunden worden, die die Schrumpfung
von Städten in den Vordergrund aktueller Stadtentwicklungsstrategien stellt und die bisher vorherrschende
Wachstumsgläubigkeit ablöst.
Doch nicht nur der Osten der Republik ist von diesem Schrumpfungsphänomen betroffen. Die altindustrialisier-
ten Regionen in Westdeutschland, wobei insbesondere das Ruhrgebiet und das Saarland zu nennen sind, haben
bereits seit den 1960er Jahren immer wieder Schrumpfungsprozesse durch den industriellen Wandel zu bewälti-
gen. Der Strukturwandel in diesen Regionen ist noch lange nicht abgeschlossen, da die Altindustrien weiterhin
die Basis des Wirtschaftspotenzials und der Wertschöpfung in diesen Regionen sind.
Obwohl der Bevölkerungsrückgang in Westdeutschland nicht die Dimensionen erreicht hat wie in Ostdeutsch-
land, so wirken sich die Schrumpfungsprozesse dennoch mit weitreichenden Folgen auf die sozioökonomische
Entwicklung der betroffenen Städte aus. Neben den auch hier vorhandenen Leerständen in Großwohnsiedlungen
sind im besonderen die Innenstädte von den negativen Folgen der Schrumpfung betroffen.
Die aktuellen Diskussionen über den Niedergang vieler Innenstädte und Stadtteilzentren werden in der Stadt
Völklingen bereits seit knapp einem Jahrzehnt geführt. Die negative Entwicklung einer einzelnen Stadt weist
jedoch nicht einen so hohen Aufmerksamkeitsgrad auf wie der Niedergang ganzer Regionen. Das Ruhrgebiet hat
durch die Internationale Bauausstellung Emscherpark in den 1990er Jahren mit der Erarbeitung nachhaltiger
Entwicklungsstrategien als Antwort auf den wirtschaftlichen Strukturwandel reagiert und damit bundesweite
Beachtung gefunden, die wiederum den positiven Wandel des Ruhrgebiets auch nach außen hin propagiert hat.
Die Anwendung des besonderen Städtebaurechts war und ist gängige Praxis ist den meisten (west-)deutschen
Städten. Auch in Völklingen hat man in den 1970er Jahren auf ersten Krisen in der Montanindustrie mit einer
umfassenden Innenstadtsanierung geantwortet. Der Umgang mit Schrumpfung, also mit einem Stadtumbau, der
nicht mehr auf eine Entwicklung durch Wachstum setzt, sondern gezielt einen Rückbau von Bausubstanz zur
Attraktivitätssteigerung der Innenstädte einsetzt, ist eine neue Herausforderung, der sich nicht nur die Planung
und Verwaltung, sondern auch die politische Führung und die städtische Bevölkerung stellen muss.
Seit gut zwanzig Jahren kämpft Völklingen gegen den wirtschaftlichen Niedergang und dessen gesellschaftli-
chen und sozialen Folgen. Dass es ein schwieriger Kampf ist zeigen die Erfolge, die sich nämlich nicht einge-
stellt haben oder von der nächst größeren Katastrophe zunichte gemacht worden sind. Es scheint, dass Völklin-
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