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Stadtentwicklung im Spannungsfeld zwischen Planung, Verwaltung ...

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Sowohl die Sanierungsziele des Rahmenplans 1971 als auch die Fortschreibung 1980 (wenn auch reduziert)<br />

zielten auf eine erhebliche Erweiterung von Handels- und Dienstleistungsflächen ab. Bereits Anfang der 1990er<br />

Jahre zeigte sich, dass diese expansive Entwicklungsrichtung nicht mehr von den Handels- und Dienstleistungs-<br />

betrieben ausgefüllt werden konnten, mit der Folge von Leerständen und Schaufensterfronten mit „Leeren<br />

Augen“. Die bereits zu diesem Zeitpunkt bestehenden Leerstände in der Fußgängerzone innerhalb des Einkaufs-<br />

dreieck waren ein weiterer Beleg dafür. 120<br />

5.2 Einfluss der Stahlkrise auf die <strong>Stadtentwicklung</strong><br />

5.2.1 Schließung der Hütte<br />

Bereits Ende der 1960’er Jahre kam ein von der Montanunion in Auftrag gegebenes Gutachten zu dem Ergebnis,<br />

dass auf längere Sicht die Eisen- und Stahlproduktion nur dann <strong>im</strong> Saarland verbleiben könne, wenn eine „Neue<br />

Hütte“ gegründet würde, die die Rohstahlgewinnung aller saarländischer Werke übernehmen würde. 121 Zu dieser<br />

Zeit erreichte ein neuer Hochofen eine Jahresproduktion von 2 Mio. t Roheisen, wobei ein kontinuierlicher<br />

Werksbetrieb mindestens zwei Hochöfen erforderte. Die hierdurch entstehende Jahresproduktion von 4 Mio. t<br />

Roheisen hätte damit schon weit über dem Doppelten der damaligen Produktion der Röchling’schen Eisen- und<br />

Stahlwerke (RESW) mit ihren sieben Hochöfen gelegen. Gleichzeitig änderten die Stahlwerke weltweit ihre<br />

Produktionsverfahren (LD-Verfahren). Die fünf eisen- und stahlerzeugenden Werke <strong>im</strong> Saarland entschlossen<br />

sich unter diesen Bedingungen zur Kooperation und die RESW beteiligten sich am Bau eines neues LD-<br />

Konverters in Dillingen, der die Völklinger Hütte <strong>im</strong> Bahnverkehr mit flüssigem Rohstahl belieferte. 122 Zwi-<br />

schen 1961 und 1968 investierten die RESW vorrangig in den Ausbau der Edelstahlproduktion- und Weiterver-<br />

arbeitung und reagierten damit auf den Markt, da die Konzernleitung erkannt hatte, dass allein die Konzentration<br />

auf die Massenstahlproduktion den Fortbestand des Werkes gefährdete. 123 Mitte 1971 fusionierte die Röchling-<br />

Gruppe mit dem luxemburgischen Stahlkonzern ARBED zur Stahlwerke Röchling – Burbach GmbH. Das<br />

Unternehmen produzierte mit 3 Mio. t mehr als die Hälfte des saarländischen Stahls und stellte mit 23.500<br />

Beschäftigten mehr als die Hälfte der Arbeitsplätze der saarländischen Schwerindustrie. 124 Zu diesem Zeitpunkt<br />

zog sich die Familie Röchling aus der saarländischen Stahlproduktion zurück. 1974 verzeichnete die deutsche<br />

Stahlindustrie noch Produktionsrekorde aber 1975 begann die Stahlkrise, die 1977 zu einem Defizit von 212<br />

Mio. DM bei den Stahlwerken Röchling-Burbach führten und damit zu einem ersten Stellenabbau. Ende 1978<br />

setzte sich der Konzentrationsprozess in der saarländischen Stahlindustrie fort, indem die Neunkircher Eisen-<br />

werke AG eine Tochtergesellschaft der Stahlwerke Röchling-Burbach GmbH wurden. Mitte 1982 erfolgte die<br />

Fortsetzung der Restrukturierung der saarländischen Stahlindustrie mit Gründung der ARBED-Saarstahl AG und<br />

Stilllegung der Flüssigphase der Neunkircher Hütte. Aus sieben Stahlwerken an drei Standorten wurden zwei<br />

Stahlwerke an einem Standort. Mit dem Anpassungsprogramm <strong>zwischen</strong> 1982 und 1986 erfolgte eine Beschleu-<br />

nigung der Rationalisierung und des Personalabbaus. Es erfolgt eine Kapazitätsverringerung um 30 %. 1984<br />

wurde das Edelstahlwalzwerk in Völklingen stillgelegt. 1985 wurde ein Sanierungskonzept zusammen mit dem<br />

120<br />

FIRU / GMA, Entwicklungsgutachten für die Völklinger Innenstadt, Kaiserslautern, Ludwigsburg, Völklingen 1993<br />

121<br />

J.Müller, Probleme der Wirtschaftsstruktur des Saarlandes,1967, zitiert in: Joach<strong>im</strong> Pauly, 1975, a.a.O.<br />

122<br />

J. Pauly, 1975, a.a.O.<br />

123<br />

Saarstahl AG, Geschichte des Standortes Völklingen, Internetseite des Unternehmens:<br />

http://www.saarstahl.com/deutsch/unternehmen/geschichte/voelklingen.html , Zugriff 07.08.05, 20:37 Uhr.<br />

124<br />

J. Pauly, 1975 a.a.O.<br />

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