Stadtentwicklung im Spannungsfeld zwischen Planung, Verwaltung ...

Das NSM bietet mit seinem Kennzahlensystem im Prinzip ein Instrumentarium an, das mit Hilfe von interkom-
munalen Vergleichen angesichts der sich ändernden Rahmenbedingungen Unterstützung und Hilfe zur Steige-
rung der Qualität und Effektivität ermöglicht. Für den Bereich der Stadtplanung wurde für die Erstellung von
Bebauungsplänen in einem Vergleichsring mit 9 gleichgroßen Städten ein Kennzahlensystem erarbeitet. Für die
Definition von Kennzahlen ist es notwendig, Ziele und Abläufe des Verwaltungshandelns zu beschreiben und zu
systematisieren. Der o.a. Vergleichsring hat sich auf die verbindliche Bauleitplanung beschränkt, da das Verfah-
ren der Bebauungsplanung bei allen Beteiligten aufgrund der gesetzlichen Vorgaben ähnlich durchgeführt
wird. 592 Die Notwendigkeit der Vergleichbarkeit des verwaltungsseitigen Handelns impliziert somit aber auch,
dass Stadtentwicklungsplanung in wachsenden und schrumpfenden Städten andere Ziele und damit auch andere
Kennzahlensysteme haben muss. Wird das Kennzahlensystem der KGSt in Form von Vergleichsringen ausge-
weitet, so können diese Vergleichsringe sich nicht nur an der Einwohnerzahl der Kommunen orientieren, son-
dern müssen beachten, dass es sich bei der Auswahl der im Vergleichsring zusammengeschlossenen Kommunen
entweder um wachsende oder schrumpfende Kommunen handelt. Rückbauprozesse haben in schrumpfenden
Kommunen einen anderen strategischen Stellenwert und andere Ziele als in wachsenden Kommunen. In
schrumpfenden Kommunen steht nach einem Rückbau in den meisten Fällen die Schaffung von Freiraum im
Vordergrund, während in wachsenden Kommunen in der Regel eine ökonomischen Nachnutzung angestrebt
wird. Eine zukunftsorientierte Schrumpfungsstrategie wird sich je nach Ausmaß des Bevölkerungsrückgangs mit
dem Rückbau von Infrastruktur auseinandersetzen. Dieses Ziel und das damit verbundene Produkt wird in einem
produktorientierten Haushaltsplan einer wachsenden Stadt nicht zu finden sein. Ebenso kommt der Förderung
von Umnutzungsstrategien ein besonderer Stellenwert in schrumpfenden Städten zu. In wachsenden Städten
werden Umnutzungen über den Markt geregelt.
Kommunen, die sowohl aus wachsenden wie auch aus schrumpfenden Quartieren bestehen, können sich aus den
Produktplänen dieser beiden unterschiedlich betrachteten Gemeindegruppen ihre jeweilig geeignete Produktliste
zusammenstellen.
Im Bereich der Stadtentwicklung unter Vorzeichen der Schrumpfung ist die Frage der Herstellung neuer Qualitä-
ten von besonderer Wichtigkeit. Der interkommunale Vergleich qualitativer Fragestellungen ist jedoch so gut
wie unmöglich. Über generelle Leitbilder hinaus ist es kaum möglich, Qualitätsziele so zu formulieren, dass ein
interkommunaler Leistungsvergleich erfolgen kann. Der Einsatz von Qualitätskennzahlen ist innerhalb einer
Kommune nur im Zusammenhang mit den lokalen Zielen zu sehen und zu bewerten. 593 Damit wird aber auch die
Unterscheidung zwischen schrumpfenden und wachsenden Städten hinfällig, da es keine Standardwerte gibt, die
einen Vergleich erlauben.
Bogumil bestätigt, dass die dominanten Mess- und Bewertungsverfahren quantitativ und monetär ausgerichtet
sind und nur selten Kennzahlen zur Qualität der Prozesse, Erkenntnisse aus Mitarbeiter- oder Bürgerumfragen
oder qualitative Vergleiche durch Prozessanalysen erhoben werden. Er bemängelt, dass Leistungsvergleiche in
der Regel fast nie tätigkeitsfeldübergreifend sind, so dass durch sie kaum Organisationsreformen inspiriert
werden. Gerade der ressortübergreifende Ansatz ist aber Kernpunkt für integratives Handeln. Auch seien bis
592 R. Korte, M.Maurer, 2000, a.a.O.
593 ebenda
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