Stadtentwicklung im Spannungsfeld zwischen Planung, Verwaltung ...

Im Hinblick auf die Planungsethik im Umgang mit Informationssystemen hat Streich sieben Aspekte zusam-
mengefasst, die in der Wissens- und Informationsgesellschaft von Bedeutung sind:
• „ Realisierung einer umfassenden Zugänglichkeit zu Planungsinformationen
• Einsicht in die Notwendigkeit zu informeller Selbstbeschränkung (Datenschutz)
• Herstellung von informationeller Waffengleichheit für alle Akteure
• Ergänzung von Planungspartizipation durch telekommunikative Demokratieelemente
• Moderation von Planungsprozessen durch Computerassistenz
• Ethische Durchdringung der Risiken des Computereinsatzes für Planungsaufgaben
• Entwicklung und Entwurf konzeptionell-inhaltlicher Vorstellungen“ 46
Die nachhaltige Gestaltung des Lebensraums und Gemeinwesen Stadt erfordert einen sorgfältigen Umgang mit
und durch die Planung. Hier kommt die grundsätzliche Frage nach der Ethik in der Raumplanung ins Spiel, so
wie sie Martin Lendi und auch die Akademie für Raumforschung und Landesplanung (ARL) diskutiert: Es gilt
auch für Städte im Strukturwandel trotz der vermeintlich dringend zu lösenden Probleme die Notwendigkeit des
Innehaltens, Abstand und Übersicht wahren und sich widersetzen können gegenüber behaupteten Sachzwängen,
der Flucht in die Unverbindlichkeit und die Beliebigkeit. Planung heißt auch hier sowohl Neu- und Umgestal-
tung als auch Bewahren. Dies erfordert eine andauernde Auseinandersetzung mit dem, was zu tun ist, und eine
ständige Reflexion der Folgen unseres Handelns. 47
Bei der Beachtung von ethischen Grundsätzen in der Raumplanung geht es darum, Normen, Prinzipien, Mittel,
Methoden, Planungen und Planungsfolgen so zu reflektieren und zu lenken, dass Konvergenzen und Divergen-
zen offen formuliert zu einer Auseinandersetzung innerhalb der Gesellschaft führen. 48
Bei allen Schwierigkeiten, Problemen und Rückschlägen, die die kommunale Planungspraxis mit sich bringt
(gerade auch in einer Stadt wie Völklingen), ist es aber dennoch notwendig zu handeln, auch wenn man sich
seines Erfolges nicht sicher ist. Lendi zitiert Dürrenmatt als Richtschnur für diese Aussagen:“ Was die Zukunft
bringt, wissen wir nicht, aber dass wir handeln müssen, wissen wir.“ 49
Der erste Präsident der „Freien Deutschen Akademie des Städtebaus“, Cornelius Hurlitt, beschrieb die Verant-
wortung des Städtebauers (Städtebauerin) bereits 1920 wie folgt:
„Die ungeheure Verantwortung beruht eben darin, dass des Städtebauers Werk das Dauerhafteste im Gesamtle-
ben der Nation ist. Er darf seine Pflichten den kommenden Geschlechtern gegenüber nie vergessen. Er muss den
Mut haben, sich der „praktischen Leute“ zu erwehren, die nach dem Augenblicksbedürfnis urteilen. Er soll ihnen
auf dem Grunde sorgsamen Erwägens aufgebaute Darlegungen entgegenhalten, was die Bedürfnisse einer nahen
und fernen Zukunft sein werden. Er ist den Söhnen für die Kurzsichtigkeit der Väter verantwortlich.“ 50
46
B. Streich, Stadtplanung in der Wissensgesellschaft, Wiesbaden 2005
47
M. Lendi, 2003, a.a.O.
48
M. Lendi, Ethik in der Raumplanung, in: ARL 2005,a.a.O., S. 228-233
49 E.Ritter,1998, a.a.O.
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