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Stadtentwicklung im Spannungsfeld zwischen Planung, Verwaltung ...

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Land Saarland, dem Bund, Banken, Arbeitnehmerseite und ARBED Luxemburg erstellt. 1986 verschärfte sich<br />

die Stahlkrise. Es folgte ein weiterer Personalabbau auf 8.500 Beschäftige. Das Land zog die Option, mit der<br />

sich ARBED zur Übergabe von Anteilen verpflichtet hatte. Es folgte der Abschluss eines Treuhandvertrages<br />

<strong>zwischen</strong> dem Land als Treuhandgeber und dem früheren Wirtschaftsminister Dr. Schäfer als Treuhandnehmer.<br />

Die Werke firmieren seitdem als Saarstahl Völklingen AG. 125<br />

Am 4. Juli 1986 wurde der letzte Hochofen der Roheisenerzeugung der Völklinger Hütte stillgelegt. Die Auflis-<br />

tung der Entwicklung der Stahlindustrie zeigt deutlich, dass die Entwicklung am Standort Völklingen nicht<br />

plötzlich kam. Auch hätte die Entwicklung schon bei der Konzeptionierung der Stadtsanierung stärker berück-<br />

sichtigt werden müssen, z.B. be<strong>im</strong> Bau des als Schutz vor Emissionen dienenden Globus-Warenhauses.<br />

Mit Schließung der Roheisenphase begann die Suche nach einer Nachfolgenutzung für das umfangreiche En-<br />

semble der Alten Völklinger Hütte. Mit der Stilllegung standen potenziell rd. 62 ha Fläche <strong>zwischen</strong> Innenstadt<br />

und der Saar zur Verfügung, für die es eine Nutzung zu finden galt. Die ersten Überlegungen des Eigentümers<br />

Saarstahl AG und der Stadtverwaltung bezogen sich auf einen Abriss des Werkes und eine komplette Neunut-<br />

zung der freigelegten Fläche als neues Gewerbe- und Industriegebiet. Lediglich die Gebläsehalle mit den Gicht-<br />

gasgebläsemaschinen sollte erhalten werden und als Hüttenmuseum genutzt werden. Sehr schnell traten aber<br />

Verfechter des Erhaltes der Alten Völklinger Hütte auf den Plan. Nachdem bereits der Saarländische Denkmalrat<br />

1985 den Erhalt der Hochofenanlage gefordert hatte, gründete sich 1987 die Initiative Völklinger Eisenwerk<br />

(später: Initiative Völklinger Hütte), die das Ziel verfolgte, die stillgelegte Hochofenanlage als Dokument der<br />

Eisen- und Hüttenindustrie von nationaler Bedeutung zu erhalten und zu revitalisieren. 126 Denn dieses Werk<br />

stellt in seinem Gesamtentwurf ein Hochofenwerk aus den ersten drei Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts dar. In<br />

Teilbereichen <strong>im</strong>mer wieder modernisiert, lässt sich die technische Entwicklung über die gesamte Werksge-<br />

schichte ablesen. Hinzu kommt, dass die Völklinger Hütte für eine ganze Epoche der Industriegeschichte, näm-<br />

lich der Hochindustrialisierung <strong>im</strong> Zeitalter von Kohle, Eisen und Stahl steht. Arbeitsabläufe, Arbeitsbedingun-<br />

gen und innerbetriebliche Beziehungen charakterisieren das Werk als Arbeitsstätte. Aber auch über den Arbeits-<br />

platz hinaus stellt die Hütte ein Stück Zeitgeschehen dar. Mit einem Netz aus betrieblicher Sozialpolitik,<br />

unternehmenseigener Baugenossenschaft und einem mit dem Werk verbundenen Vereinswesen, beeinflusste die<br />

Hütte sämtliche Lebenslagen der Belegschaftsmitglieder. 127<br />

In der Folgezeit nach der Stilllegung wurden Verhandlungen <strong>zwischen</strong> dem Eigentümer Saarstahl AG und dem<br />

Land Saarland über den Kauf des stillgelegten Werkes geführt. 128 Da sich in unmittelbarer Nachbarschaft noch<br />

das weiterhin produzierende Stahlwerk befand und noch befindet, führten die Verhandlungen zu Grundstückzu-<br />

schnitten, die Rücksicht auf das in Betrieb befindliche Werke nahmen und die heute noch zu Nachverhandlungen<br />

führen, damit das Industriedenkmal besser genutzt werden kann. Die Flächen, die erworben wurden, umfassten<br />

die Fläche der Roheisengewinnung, also der Hochöfen, die Kokerei, die Gebläsehalle und die Fläche der ehema-<br />

125 Saarstahl, a.a.O.<br />

126 H. Kesternich, 10 Jahre Initiative Völklinger Hütte, in: Initiative Völklinger Hütte e.V., Konzepte entwickeln – Bewusstsein<br />

wecken, 10 Jahre Initiative Völklinger Hütte, Völklingen 1997, S. 3-12<br />

127 H. Glaser, Die Völklinger Hütte – ein Denkmal besonderer Art, in: Initiative Völklinger Hütte e.V., Konzepte entwickeln –<br />

Bewusstsein wecken, 10 Jahre Initiative Völklinger Hütte, Völklingen1997, S. 13-19<br />

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