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Stadtentwicklung im Spannungsfeld zwischen Planung, Verwaltung ...

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„großen“ <strong>Planung</strong>sideen das direkte Lebensumfeld der Menschen betrafen und von diesen bewältigt werden<br />

mussten. Die Ergebnisse dieser „neuen“ Stadtplanung, die z.B. in Form von Großwohnsiedlungen gebaute<br />

Realität geworden ist, zeigen jedoch, dass best<strong>im</strong>mte soziale Probleme und Konflikte z.B. durch Verdrängungs-<br />

mechanismen überhaupt erst geschaffen wurden und die Konzentration von Problemlagen das Scheitern dieser<br />

Strategie verursacht hat. 86<br />

Der Abschied von der <strong>Planung</strong>seuphorie und die Kritik am rationalen <strong>Planung</strong>smodell folgte dem Paradigmen-<br />

wechsel in den Naturwissenschaften. Es wurden auch in die <strong>Planung</strong>stheorie Begriffe wie Kybernetik, System-<br />

theorie, vernetztes Denken, u.v.m., unter anderem durch Frederik Vester eingeführt, dem die naturwissenschaft-<br />

lichen Begriffe wie Komplexität, Nichtlinearität, Unsicherheit, Instabilität und Selbstorganisation entsprechen. 87<br />

Durch die neuen, systemischen <strong>Planung</strong>smodelle sollen möglichst viele <strong>Planung</strong>saspekte in einen systematischen<br />

Zusammenhang gestellt werden. Sie unterscheiden sich insofern von dem rationalen <strong>Planung</strong>smodell, nach<br />

welchem rational handelnde Menschen Entscheidungen aufgrund rational nachvollziehbarer Überlegungen und<br />

Kriterien fällen können. Dieses Modell ist gescheitert, da es in der <strong>Planung</strong>spraxis objektive, rationale, opt<strong>im</strong>ale<br />

Lösungen nicht gibt, aufgrund von stets subjektiven Beurteilungen durch die unterschiedlichen Akteure. In dem<br />

systemischen <strong>Planung</strong>smodell ist die <strong>Planung</strong>swelt eingebettet in die Alltagswelt, die alle am <strong>Planung</strong>sprozess<br />

beteiligten Akteure umfasst und die <strong>Planung</strong> in einen politischen, sozialen und ökonomischen Kontext stellt. Zu<br />

diesen systemischen <strong>Planung</strong>smodellen zählen die <strong>Planung</strong>smodelle von Stachowiak (1992) und Heidemann<br />

(1992). 88<br />

In den 80er und 90er Jahren erfolgte ein Bruch in der praktischen <strong>Stadtentwicklung</strong>splanung von der gesell-<br />

schaftlichen Metaebene hin zu einem projektorientierten Handlungsansatz, denn es zeigte sich deutlich, dass die<br />

gesellschaftlichen Probleme durch die bisherige „rationale“ <strong>Stadtentwicklung</strong>splanung alleine nicht gelöst<br />

werden konnten. Ressortübergreifende <strong>Planung</strong>sansätze wurden nicht mehr weiter verfolgt. 89 Wirkliche Alterna-<br />

tiven wurden nicht entwickelt. Das Verständnis für die <strong>Planung</strong> und Entwicklung läßt sich mit dem Begriff der<br />

<strong>Planung</strong>stheorie des "muddling through" erklären, der eine Folge der Ernüchterung nach der o.g. <strong>Planung</strong>seu-<br />

phorie und den erforderlichen Problemlösungsstrategien <strong>im</strong> Zuge des Strukturwandels war. Die <strong>Verwaltung</strong>en<br />

glaubten, auf langfristige <strong>Planung</strong>en verzichten zu können, um schnellere, pragmatische Entscheidungen treffen<br />

zu können. 90<br />

In den 90er Jahren wurde der von der oben genannten <strong>Planung</strong>spraxis nicht <strong>im</strong>mer zu unterscheidende <strong>Planung</strong>s-<br />

ansatz des "perspektivischen Inkrementalismus" diskutiert und forciert. Er hat, als Politik der kleinen Schritte<br />

übersetzt, neben der Projektorientierung auch eine Leitbildentwicklung (perspektivischer I.) zum Ziel. 91<br />

86 ebenda, siehe hier auch mehr zum Thema Entwicklung der <strong>Planung</strong>, auch in :Vorbereitender Bericht der Arbeitsgruppe 5 –<br />

Siedlungsstruktur, Stadtstruktur, Quartiersstruktur <strong>zwischen</strong> Innenentwicklung und Suburbanisierung, S. 209-223<br />

87 E. Ritter,1998, a.a.O. , siehe hierzu auch Frederik Vester, Neuland des Denkens, von technokratischen zum kybernetischen<br />

Zeitalter,1980<br />

88 W. Schönwandt, W.Jung, <strong>Planung</strong>stheorie, in: ARL 2005, a.a.O, S. 789-797<br />

89 E.Ritter, 1998, a.a.O.<br />

90 H.Schmalstieg, Eröffnungsrede der Fachtagung der Fachkommission "<strong>Stadtentwicklung</strong>splanung" des DST am<br />

23.06.1998, in: Stadt der Zukunft - <strong>Verwaltung</strong> der Zukunft - Aufgaben der <strong>Stadtentwicklung</strong>, a.a.O.<br />

91 Heidi Sinnig, Stadtmanagement, in: Raumplanung 117, Dez. 2004, S.239-244, vgl. G.Albers <strong>Stadtentwicklung</strong>splanung,<br />

ARL 2005, a.a.O, vgl. hierzu auch K. Ganser<br />

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