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Stadtentwicklung im Spannungsfeld zwischen Planung, Verwaltung ...

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Diese Alternativen wurden von der Familie Röchling geschaffen, indem der Mietwohnungsbau von der Hütte<br />

vorangetrieben wurde, die Arbeiter-Baugenossenschaft 1904 gegründet wurde, Wohnungseigentum ähnlich wie<br />

be<strong>im</strong> Bergbau finanziell gefördert wurde, eine Kranken-, Pensions- und Invaliditätsabsicherung, die Mütter- und<br />

Kinderbetreuung, Konsumgenossenschaften mit verbilligten Einkaufsmöglichkeiten, und Freizeit- und Bildungs-<br />

einrichtungen geschaffen wurden. Es entstanden mehrere Siedlungen, von der die Bouser Höher den heutigen<br />

Stadtteil Hermann-Röchling-Höhe bildet.<br />

All diese Maßnahmen hatten zum Ziel, eine treue, zuverlässige Belegschaft ohne Neigung zu gewerkschaftli-<br />

chem oder parteipolitischem Engagement zu binden. Die rege Inanspruchnahme dieser Einrichtungen führte bei<br />

der Belegschaft und ihren Familien zu einer wirtschaftlichen Abhängigkeit und einem tiefen Gefühl der Verbun-<br />

denheit. So entstand eine über Generationen andauernde Bindung an das Unternehmen. 35<br />

3.1.4 Zweite Industrialisierung<br />

Die verarbeitende Industrie trat in Völklingen gegenüber der Montanindustrie in den Hintergrund. In den fünfzi-<br />

ger Jahren wurden weitere Industrieunternehmen angesiedelt, die jedoch zum Verflechtungsbereich der Montan-<br />

industrie gehörten. Die Errichtung einer Kokerei (1957) und einer Raffinerie waren industrielle Bestandteile von<br />

umfassenden Stoffströmen, die bis nach Frankreich und in die angrenzenden Bundesländer reichten. 1968<br />

gehörten der verarbeitenden Industrie außerhalb des Montansektors nur acht Betriebe über fünfzig Beschäftigte<br />

an. 1970 stellte das verarbeitende Gewerbe ohne Hüttenwesen 2541 Arbeitsplätze, <strong>im</strong> Gegensatz zu rd. 15500<br />

Beschäftigten der Röchlingschen Eisen- und Stahlwerke 1969 und rd. 4000 Beschäftigten der Wirtschaftsabtei-<br />

lung Bergbau, Energie und Wasserversorgung 1970. Die Süßwarenfabrik stellte außerhalb des Montansektors<br />

mit 600 Arbeitskräften 1968 den größten Betrieb dar. 36<br />

35 vgl. Häußermann, Siebel, Stadtsoziologie – Eine Einführung, Frankfurt 2004: Hier wird als Aussage der New Urban<br />

Sociology dargestellt, die die Stadt als Einheit der Reproduktion der Arbeitskraft dem Unternehmen gegenüberstellt, das die<br />

Produktion organisiert. Das Alltagleben der Menschen außerhalb des Berufslebens, nach der Marx´schen Theorie die Reproduktion<br />

der Arbeitskraft, findet in der als räumliche Einheit organisierten Stadt statt. Hier finden sich Einrichtungen der<br />

Erholung, der physischen Regeneration, aber auch der Gesundheitsfürsorge, der Bildung, der Versorgung etc.. Die von<br />

Röchling praktizierte Versorgung der Arbeiterschaft und ihrer Familien entspricht dieser Organisation der städtischen Einheit<br />

als Reproduktionsfaktor.<br />

36 Pauly, a.a.O.<br />

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