Stadtentwicklung im Spannungsfeld zwischen Planung, Verwaltung ...

setzt werden kann, ein Rollen- und Selbstverständniswandel bei Politik und Verwaltung. Sinning macht deutlich,
dass ein zukunftsfähige Urban Governance eine kommunale Kooperations- und Kommunikationskultur benötigt,
die auf Partnerschaft ausgerichtet ist. Dies bedeutet, dass Politik und Verwaltung z.B. auf Entscheidungskompe-
tenzen und gewohnten Abläufen verzichten muss. 606
Die Kommunalverwaltung muss also von der gewohnten hierarchischen Steuerung Abschied nehmen, soweit
dies rechtlich möglich ist. Innerhalb der neuen Kooperationsformen kann die Verwaltung die Rolle des Initiators,
des Bereitstellers von Infrastruktur, des Mediators oder Multiplikators wahrnehmen. Die Fähigkeit zum koopera-
tiv-koordinativen Handeln muss gestärkt werden und die verstärkte Einstellung auf die Handlungslogik privat-
wirtschaftlicher Akteure geschult werden.
Vor dem Hintergrund der vielschichtigen Problemlagen in schrumpfenden Städten, bestehend aus negativen
wirtschaftlichen, soziodemografischen und stadtstrukturellen Entwicklungen ist die Bildung eines Netzwerkes
der lokalen und regionalen Akteure, die Einbeziehung der Bürgerschaft und eine moderne, effektive und effi-
ziente Verwaltung die Grundvoraussetzung für eine nachhaltige Entwicklung der Kommune. Urban Governance
setzt hierfür die Rahmenbedingungen.
Im Bereich der Stadtentwicklungsplanung korrespondiert unter Beachtung der Grundsätze und Elemente der
Urban Governance die strategische Planung als neuer Steuerungsansatz in der Stadtentwicklung. Strategische
Planung kann wie folgt definiert werden:
• Strategische Planung versteht sich als umfassende, langfristige und rationale Orientierung, die einer be-
darfsgerechten Überprüfung und Revision bedarf.
• Strategische Planung bezieht die externen Rahmenbedingungen wie demografischer und ökonomischer
Wandel in die Erarbeitung von Lösungsansätzen ein.
• Strategische Planung unterscheidet sich von der allumfassenden integrierten Entwicklungsplanung der
1960er Jahre durch Schwerpunktsetzung. Sie verzichtet auf flächendeckende Planung und konzentriert
sich auf bestimmte Themen und Räume.
• Strategische Planung setzt den Bezugsrahmen für Themen der Stadtentwicklung und versteht sich als
disziplinierte Anstrengung zum Herbeiführen von Entscheidungen.
• Strategische Planung ist eingebettet in Netzwerke und kooperative Akteursbeziehungen und sucht eine
integrative Betrachtung der ausgewählten Schlüsselthemen. Sie verfolgt dabei einen partizipatorischen
Ansatz zur Aktivierung und Mobilisierung lokaler Akteure.
• Strategische Planung orientiert sich an klaren Zielen und entwickelt im Rahmen ihrer Umsetzungsorien-
tierung entsprechende Maßnahmen. Maßnahmen entwickeln sich aber auch aus dem Entwicklungspro-
zess heraus, so dass innerhalb der strategischen Planung auch Raum ist für offene Prozesse, die im
Rahmen von Planung unter Schrumpfungsbedingungen notwendig sind. 607
Strategische Planung unter Beachtung der o.g. Grundsätze kann als Teil einer Urban Governance oder als Teil
als Stadtmanagements eine Hilfe zur Prioritätensetzung in der Stadtentwicklung bieten. In schrumpfenden
606 H. Sinning, Urban Governance und Stadtentwicklung, in: vhw Forum Wohneigentum, Heft 1/2006, S. 86-90
607 Gérard Hutter, Strategische Planung, in: Raumplanung, Heft 128, 10/2006, S. 210-214
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