DIFFERENTIALGEOMETRIE I–II - Homeweb2.unifr.ch
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15. Parallelvers<strong>ch</strong>iebung<br />
Ein Zusammenhang ∇ auf einer differenzierbaren Mannigfaltigkeit M ermögli<strong>ch</strong>t<br />
es, Tangentialvektoren entlang gegebener Kurven parallel zu vers<strong>ch</strong>ieben. Man<br />
erhält auf diese Weise für jede Kurve c Vektorraumisomorphismen zwis<strong>ch</strong>en den<br />
vers<strong>ch</strong>iedenen Tangentialräumen T c(t) M. Diese Parallelvers<strong>ch</strong>iebung längs Kurven<br />
stellt also einen “Zusammenhang” her zwis<strong>ch</strong>en den sonst unabhängigen Tangentialräumen<br />
an vers<strong>ch</strong>iedenen Punkten, und das ist au<strong>ch</strong> der Ursprung der zunä<strong>ch</strong>st<br />
wenig naheliegenden Terminologie.<br />
In diesem Kapitel führen wir zunä<strong>ch</strong>st den Begriff des Vektorfeldes längs einer Kurve<br />
in M ein und erklären dann, wie man sol<strong>ch</strong>e Vektorfelder kovariant differenziert. Mit<br />
Hilfe dieser kovarianten Ableitung definieren wir dann die Parallelvers<strong>ch</strong>iebung längs<br />
Kurven. Es ergibt si<strong>ch</strong> eine Version der Taylorformel für Vektorfelder längs Kurven,<br />
und eine Deutung der Bedingung ∇g = 0 mit Hilfe der Parallelvers<strong>ch</strong>iebung.<br />
Dana<strong>ch</strong> gehen wir auf den Begriff der Geodätis<strong>ch</strong>en eines Zusammenhanges ein.<br />
Das Kapitel s<strong>ch</strong>ließt mit einer kurzen Erläuterung der Parallelvers<strong>ch</strong>iebung in allgemeinen<br />
Vektorbündeln.<br />
15.1. Vektorfelder längs Kurven. Sei I ⊆ R ein Intervall, und sei c : I → M<br />
eine differenzierbare Kurve in einer Mannigfaltigkeit M. Ein differenzierbares Vektorfeld<br />
längs c ist eine differenzierbare Abbildung X : I → T M mit π◦X = c. Dabei<br />
bezei<strong>ch</strong>net π : T M → M die Projektion des Tangentialbündels von M, so dass also<br />
X(t) ∈ T c(t) M ist für alle t ∈ I. Ist allgemeiner A eine Menge und ϕ : A → M<br />
eine Abbildung, dann bezei<strong>ch</strong>net man Abbildungen X : A → T M mit π◦X = ϕ als<br />
Vektorfelder längs der Abbildung ϕ.<br />
Beispiele. (a) Ist Y ∈ V(M), dann ist Y ◦c ein Vektorfeld längs c.<br />
(b) Das Tangentialvektorfeld t ↦→ ċ(t) ist ein Vektorfeld längs c. In lokalen Koordinaten<br />
(ϕ, U) gilt na<strong>ch</strong> (4.4.1)<br />
ċ(t) = d(ϕi ◦c)<br />
(t)<br />
dt<br />
∂<br />
∂x i ∣<br />
∣∣∣c(t)<br />
.<br />
Ist ∇ ein Zusammenhang auf M, dann ist für Y ∈ V(M) au<strong>ch</strong><br />
ein Vektorfeld längs c.<br />
∇ċ Y : t ↦→ ∇ċ(t) Y<br />
Satz. Seien ∇ ein Zusammenhang auf M und c : I → M eine differenzierbare<br />
Kurve. Dann existiert genau eine Abbildung X ↦→ ∇X/dt des Raumes der differenzierbaren<br />
Vektorfelder längs c in si<strong>ch</strong> mit den folgenden Eigens<strong>ch</strong>aften:<br />
(1)<br />
Version: 18. Februar 2000<br />
∇(X + Y )<br />
dt<br />
= ∇X<br />
dt<br />
146<br />
+ ∇Y<br />
dt