DIFFERENTIALGEOMETRIE I–II - Homeweb2.unifr.ch
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21. Zweite Variation der Bogenlänge<br />
Um festzustellen, ob eine Geodätis<strong>ch</strong>e c = c 0 einer Riemanns<strong>ch</strong>en Mannigfaltigkeit<br />
unter den Kurven einer Variation c s = H(s, ·) die Bogenlänge L(c s ) minimiert,<br />
kann man die zweite Ableitung der Funktion L(c s ) an der Stelle s = 0 untersu<strong>ch</strong>en.<br />
Diese Ableitung ist dur<strong>ch</strong> die zweite Variationsformel gegeben, die wir im<br />
ersten Abs<strong>ch</strong>nitt des Kapitel behandeln. In diese Formel geht der Krümmungstensor<br />
in Gestalt der S<strong>ch</strong>nittkrümmung ein. Wir verwenden diesen Umstand, um<br />
für Mannigfaltigkeiten mit positiv definitem Riccitensor eine Beziehung zwis<strong>ch</strong>en<br />
Krümmung und Dur<strong>ch</strong>messer herzuleiten, den Satz von Bonnet und Myers. Ans<strong>ch</strong>ließend<br />
gehen wir auf eine wi<strong>ch</strong>tige Klasse von Beispielen positiv gekrümmter<br />
Riemanns<strong>ch</strong>er Metriken ein, die biinvarianten Metriken auf Liegruppen.<br />
In diesem Kapitel ist (M n , g) eine n–dimensionale Riemanns<strong>ch</strong>e Mannigfaltigkeit<br />
und ∇ ihr Levi–Civita–Zusammenhang.<br />
21.1. Zweite Variationsformel. Sei c : [a, b] → M eine proportional zur Bogenlänge<br />
parametrisierte, ni<strong>ch</strong>tkonstante differenzierbare Kurve. Sei weiter H ∈<br />
C ∞ ((−ε, ε) × [a, b], M), (s, t) ↦→ H(s, t) eine Variation von c, also H(0, t) = c(t) für<br />
alle t ∈ [a, b]. Na<strong>ch</strong> Abs<strong>ch</strong>nitt 18.1 gilt für die Länge der Kurven c s (t) = H(s, t) die<br />
erste Variationsformel<br />
d<br />
ds∣ L(c s ) = 1 (〈V, ċ〉 ∣ ∫ 1<br />
b<br />
0<br />
‖ċ‖<br />
a − 〈V, ∇ċ )<br />
dt 〉 dt . (21.1.1)<br />
Dabei ist V (t) = ∂H/∂s (0, t) das Variationsvektorfeld längs der Kurve c = c 0 .<br />
Wir bere<strong>ch</strong>nen nun die zweite Ableitung d 2 /ds 2∣ ∣<br />
0<br />
L(c s ). Dabei verwenden wir die<br />
abkürzenden S<strong>ch</strong>reibweisen<br />
∂ s H = ∂H<br />
∂s , ∂ tH = ∂H<br />
∂t<br />
0<br />
und<br />
∇ s W = ∇W<br />
∂s , ∇ tW = ∇W<br />
∂t<br />
für Vektorfelder (s, t) ↦→ W (s, t) längs H. Na<strong>ch</strong> (18.1.1) und (16.3.1) gelten<br />
Man bere<strong>ch</strong>net zunä<strong>ch</strong>st<br />
∇ t ∂ s H = ∇ s ∂ t H<br />
∇ s ∇ t W − ∇ t ∇ s W = R(∂ s H, ∂ t H)W.<br />
d<br />
ds L(c s) = d ds<br />
=<br />
∫ b<br />
a<br />
∫ b<br />
a<br />
〈∂ t H, ∂ t H〉 1/2 dt<br />
1<br />
‖∂ t H‖ 〈∇ s∂ t H, ∂ t H〉 dt,<br />
(21.1.2)<br />
Version 30. Juni 2000<br />
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