DIFFERENTIALGEOMETRIE I–II - Homeweb2.unifr.ch
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22. Riemanns<strong>ch</strong>e Überlagerungen<br />
Die Krümmungseigens<strong>ch</strong>aften einer vollständigen Riemanns<strong>ch</strong>en Metrik lassen in<br />
gewissem Umfang Rücks<strong>ch</strong>lüsse auf die topologis<strong>ch</strong>e Struktur der unterliegenden<br />
Mannigfaltigkeit zu. Der Satz von Bonnet–Myers etwa zeigt, dass strikte Positivität<br />
der Riccikrümmung nur auf kompakten Räumen mögli<strong>ch</strong> ist, und der in 21.4<br />
erwähnte Sphärensatz besagt unter der zusätzli<strong>ch</strong>en Voraussetzung des einfa<strong>ch</strong>en<br />
Zusammenhangs von M, dass Riemanns<strong>ch</strong>e Metriken mit S<strong>ch</strong>nittkrümmung zwis<strong>ch</strong>en<br />
1/4 und 1 nur auf Mannigfaltigkeiten existieren, die homömorph zur Sphäre<br />
sind. Daneben gibt es eine Reihe weiterer Resultate, die Aussagen über andere<br />
topologis<strong>ch</strong>e Eigens<strong>ch</strong>aften gestatten.<br />
Was aber sind topologis<strong>ch</strong>e Eigens<strong>ch</strong>aften eines Raumes M? Es sind sol<strong>ch</strong>e, die<br />
topologis<strong>ch</strong> äquivalente, d.h. homöomorphe Räumen gemein haben, die also nur<br />
vom Homöomorphietyp von M abhängen. Man spri<strong>ch</strong>t daher au<strong>ch</strong> von topologis<strong>ch</strong>en<br />
“Invarianten”. Kompaktheit ist eine topologis<strong>ch</strong>e Eigens<strong>ch</strong>aft, aber au<strong>ch</strong><br />
der Homöomorphietyp selbst. Verfahren, sol<strong>ch</strong>e Invarianten zu ermitteln, liefert die<br />
algebrais<strong>ch</strong>e Topologie. Hier werden den Räumen Objekte algebrais<strong>ch</strong>er Natur, etwa<br />
Homologie- und Homotopiegruppen, zugeordnet, die bei homöomorphen Räumen<br />
isomorph sind. Die Isomorphieklasse einer sol<strong>ch</strong>en Gruppe ist also eine topologis<strong>ch</strong>e<br />
Invariante des Raumes.<br />
Die ersten Abs<strong>ch</strong>nitte dieses Kapitels sind der ersten Homotopiegruppe oder Fundamentalgruppe<br />
und dem damit zusammenhängenden Begriff der Überlagerung gewidmet.<br />
Überlagerungen sind uns bereits in Abs<strong>ch</strong>nitt 13.4 begegnet. Wir bes<strong>ch</strong>ränken<br />
uns auf eine knappe Darstellung und betonen Aspekte, die für die Riemanns<strong>ch</strong>e Geometrie<br />
wi<strong>ch</strong>tig sind. Für eine ausführli<strong>ch</strong>ere Behandlung sei etwa auf das dritte<br />
Kapitel von Glen E. Bredon’s Bu<strong>ch</strong> “Topology and Geometry” verwiesen. Dana<strong>ch</strong><br />
gehen wir auf den Begriff der Riemanns<strong>ch</strong>en Überlagerung ein und geben einfa<strong>ch</strong>e<br />
Anwendungen. Ans<strong>ch</strong>ließend setzen wir die Untersu<strong>ch</strong>ung positiv gekrümmter Mannigfaltigkeiten<br />
mit einem Fixpunktsatz von Weinstein fort, aus dem wir s<strong>ch</strong>ließli<strong>ch</strong><br />
den Satz von Synge über Fundamentalgruppe und Orientierbarkeit von Mannigfaltigkeiten<br />
positiver S<strong>ch</strong>nittkrümmung erhalten.<br />
22.1. Überlagerungen. Sei M eine zusammenhängende differenzierbare Mannigfaltigkeit.<br />
Eine Überlagerung von M ist eine surjektive differenzierbare Abbildung<br />
π : ¯M → M mit folgender Eigens<strong>ch</strong>aft: Jeder Punkt p ∈ M hat eine offene Umgebung<br />
U dergestalt, dass<br />
π −1 (U) = ⋃ α∈Λ U α (22.1.1)<br />
ist mit disjunkten offenen Teilmengen U α ⊆ ¯M, die dur<strong>ch</strong> π| Uα diffeomorph auf U<br />
abgebildet werden. Derartige offene Teilmengen U ⊆ M nennt man zulässige oder<br />
Version 21. Juli 2000<br />
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